Gerechtigkeit für Roger Schawinski!

Roger Schawinski sieht sich einem medialen Shitstorm ausgesetzt. Einmal mehr. Zugegeben: Ich habe die Sendung mit der deutschen Edelprostituierten Salomé Balthus nicht gesehen. Aber den meisten Kritikern geht es wohl gar nicht um das Interview. Es ist Schawinskis freche «Züri-Schnurre», die bei den Leuten einfach schlecht ankommt. Herr und Frau Schweizer sind bescheiden und nehmen lieber ein Blatt zu viel als zu wenig vor den Mund. Schawinski tut das nicht. Dabei vergessen wir, dass es die unverzichtbare Aufgabe eines Journalisten ist, unbequeme Fragen zu stellen. Doch viele bezeichnen Schawinski als arrogant. Ja, er hält viel von sich und seinen Errungenschaften. Die Zitate aus Viktor Giacobbos Parodien «S’ isch mini Idee gsii» und «Ich has erfunde», kommen sicher nicht von ungefähr. Doch ist es in Schawinskis Fall so abwegig, stolz auf das Erreichte zu sein? Dass Ende der 70er-Jahre die Legalisierung von privaten Radiosendern in der Schweiz wesentlich vorangetrieben wurde, ist in erster Linie ihm und der Gründung seines damaligen Piratensenders Radio 24 zu verdanken. Ja, Schawinski liebt sich selbst. Aber ihm liegen auch seine Mitmenschen am Herzen. Aufgrund von Erzählungen ehemaliger Mitarbeitern, muss man ihm ausserordentliche Loyalität attestieren. Wer einst für Schawinski gute Arbeit geleistet hat, hat auf Lebzeiten einen Stein in seinem Brett. Als im Jahr 2001 Schawinskis TV-Sender Tele 24 eingestellt wurde, bezahlte er seinen Mitarbeitenden je 4000 Franken pro geleistetes Arbeitsjahr aus seinem Privatvermögen. Schawinski ist eine interessante Persönlichkeit, welche man kritisieren darf und soll. Doch eine tiefgründigere Auseinandersetzung mit seiner Person lohnt sich. Seine Autobiografie «Wer bin ich?» bietet sich hierfür hervorragend an.