Schokoladenkunst: Wo Osterhasen auch Cowboys oder Vespafahrer sind

Ein süsser Duft weht durch die Confiserie. Ostereier aus rotem und gelbem Marzipan liegen auf einem Blech bereit. In einer grossen Maschine in der Ecke wird Milchschokolade erwärmt. «Sie muss zwischen 45 und 50 Grad warm und anschliessend durch die Zugabe von zimmerwarmer Schokolade auf die richtige Verarbeitungstemperatur von 30–33 Grad gebracht werden, damit wir daraus schöne Osterhasen fertigen können», erklärt Reni Heiniger. «Die Schokolade glänzt sonst später nicht oder es entwickelt sich ein weisser Film auf der Oberfläche wegen der Kakaofette.»

Zusammen mit ihrem Mann Geri Heiniger (54) führt Reni Heiniger (50) seit rund vier Jahren die Confiserie Schoggolatier.ch an der Kirchgasse in Kölliken. Dort bieten die beiden eine grosse Auswahl an süssen Spezialitäten an, die vom Macaron bis zur Hochzeitstorte reicht. Reni Heiniger ist gelernte Konditor-Confiseurin und betreute während 15 Jahren einen Mittagstisch für Jugendliche in Aarau und ein Café in der Kirche. Geri Heiniger ist selbstständig im IT-Bereich tätig. «Künftig möchte ich mir aber mehr Zeit für die Confiserie schaffen», meint er.

80 Giessformen zur Auswahl

Jetzt, kurz vor Ostern, ist seine Unterstützung nämlich besonders gefragt: Reni und Geri Heiniger stehen zurzeit an sieben Tagen pro Woche in der Confiserie und giessen Schoko-Osterhasen für ihre Kunden. Die meisten Hasen werden direkt im Laden verkauft. Wer einen besonderen Wunsch hat, kann aber auch einen Hasen auf Bestellung anfertigen lassen oder an einem der Schokoladenhasen-Giesskurse teilnehmen, die Heinigers in der Osterzeit regelmässig anbieten. Rund 80 Giessformen besitzen die Schokoladenliebhaber mittlerweile: Da gibt es Hasen, die Harley fahren, Cowboy-Hasen, die auf einem Pferd reiten, oder solche, die das Osterkörbchen auf einer Vespa transportieren. «Der Lachhase ist dieses Jahr jedoch besonders beliebt», sagt Reni Heiniger und zeigt auf ein Exemplar mit heruntergelegtem Ohr und breitem Grinsen im Gesicht. Geri Heiniger ergänzt: «Das Besondere an unseren Hasen ist, dass wir sie in vier verschiedenen Schokoladensorten anbieten – und dass viele Modelle sehr bunt sind.»

Damit die Farben später schön leuchten, ist bei der Herstellung der Osterhasen viel Sorgfalt gefragt. Der Prozess ist bei jedem Modell gleich: In einem ersten Schritt werden die Giessformen geschminkt, also die farbigen Elemente ausgemalt, die später auf dem fertigen Hasen bunt erscheinen: die grünen Grasbüschel und das orange Rüebli unter seinen Pfoten; der blaue Schal, der um seinen Hals flattert. «Dann pinseln wir eine erste Schicht Schokolade darüber, um beim Giessen Luftblasen zu vermeiden», sagt Reni Heiniger. Sie taucht einen Pinsel in flüssige Schokolade und malt die beiden geschminkten Formhälften grosszügig damit aus.

Freude an der Schokolade bleibt

In einem zweiten Schritt fügt sie die beiden Hälften mit Klammern zusammen – eine hohle Form entsteht, die sie nun ausgiessen kann. Dafür hält Reni Heiniger den hohlen Kunststoffhasen unter eine Art Wasserhahn, aus dem flüssige Milchschokolade fliesst. «Hier wollten sich übrigens schon viele Kursteilnehmer darunterlegen», meint sie und lacht. Ist die Form komplett mit Schokolade aufgefüllt, kippt Reni Heiniger den Hasen um und giesst die überflüssige Schokolade zurück in den Tank der Maschine. Im Innern der Form bleibt eine dünne Schokoladenschicht zurück – «diese Dicke ist optimal, damit die Schokolade später beim Essen ihren Geschmack richtig entfalten kann», erklärt Geri Heiniger.

Damit ist der Osterhase praktisch fertig. Reni Heiniger stellt ihn auf ein Blech, das sie vorhin mit einem dicken Klecks Schokolade bestrichen hat – der spätere Boden der Figur. Dann stellt sie die Osterhasenform zum Auskühlen und Aushärten in den Kühlschrank. Rund eine halbe Stunde dauert es, bis die Schokolade fest wird und sie den Hasen aus der Form nehmen kann. Das Resultat wird später nicht nur den Kunden Freude machen, sondern auch Heinigers selbst. Denn obwohl sie täglich damit arbeiten, essen sie noch immer gern Schokolade. «Wenn man hochwertige Zutaten verwendet, schmeckt sie eigentlich immer», meint Reni Heiniger. Und Geri Heiniger fügt schmunzelnd hinzu: «Wir müssen natürlich auch ständig die Qualität unserer Produkte testen.»