Ida Lerch ist seit 65 Jahre SP-Mitglied: «Stehe noch immer dahinter»

Ida Lerch an der 100-Jahr-Feier der SP Brittnau, die vor zwei Jahren auf der Fröschengülle stattfand. MIF
Ida Lerch an der 100-Jahr-Feier der SP Brittnau, die vor zwei Jahren auf der Fröschengülle stattfand. MIF
Das erste Protokoll, das Ida Lerch in ihrer 20-jährigen Tätigkeit als Aktuarin schrieb. Es stammt vom 30. März 1967. ZVG
Das erste Protokoll, das Ida Lerch in ihrer 20-jährigen Tätigkeit als Aktuarin schrieb. Es stammt vom 30. März 1967. ZVG

Ida Lerch sitzt in ihrem Zimmer im Seniorenzentrum Hardmatt und blättert durch die Broschüre der Brittnauer SP, die 2017 zum 100-Jahr-Jubiläum der Ortspartei erschienen ist. Seit 65 Jahren ist die gebürtige Vordemwalderin, die im Juni ihren 100. Geburtstag feiert, Mitglied der Partei. Dafür wurde sie Ende März an der Generalversammlung der SP Zofingen-Uerkheim-Brittnau gewürdigt. «Ich habe immer gern geschrieben», sagt Ida Lerch und zeigt auf den Abdruck eines Protokolls, das sie während der Versammlung vom 30. März 1967 in zügiger, blauer Handschrift verfasst hatte.

Ältestes von 13 Geschwistern

20 Jahre war sie als Aktuarin bei der SP Brittnau tätig. Entwickelt habe sich ihr soziales Denken wohl schon in der Kindheit, meint sie: Ida Lerch wuchs als Ältestes von 13 Kindern auf einem Bauernbetrieb in Vordemwald auf und musste sich oft um die jüngeren Geschwister kümmern. Eine Ausbildung konnte sie sich nicht leisten. «Ich wäre gern Handarbeitslehrerin geworden», erinnert sie sich. Stattdessen arbeitete Ida Lerch in der Firma Johann Müller AG in Strengelbach, bis sie den Brittnauer Ueli Lerch heiratete und später Heimarbeit ausführte. Sie nähte Kleidung für die beiden gemeinsamen Kinder Ruth und Peter und fertigte Spitzentücher und Gobelinbilder, die heute die Wände ihres Zimmer im Seniorenzentrum zieren.

Forderung nach Gerechtigkeit

Zur Politik kam Ida Lerch durch ihren Mann: Ueli Lerch arbeitete bei der Firma Siegfried in Zofingen. Im Sommer 1946 trat er zusammen mit den anderen Mitarbeitern für rund drei Wochen in Streik, weil sich die Firma weigerte, den Arbeitern einen Gesamtarbeitsvertrag auszustellen. «Es gab damals eine grosse Demonstration auf dem Niklaus-Thut-Platz», erinnert sich Ida Lerch. Arbeiter der Basler Chemie, die damals bereits über einen entsprechenden Vertrag verfügten, seien angereist, um die Zofinger Belegschaft zu unterstützen. «Ich war fasziniert von dieser Forderung nach mehr Gerechtigkeit.» 1954 entschliesst sich Ida Lerch, der Frauengruppe der SP Brittnau beizutreten. Sie engagiert sich später stark für die Durchsetzung des Frauenstimmrechts. Sie sei viel unterwegs gewesen, um für das Anliegen der Frauen zu werben und die Männer aufzufordern, dafür wählen zu gehen. «Ich sagte ihnen jeweils, dass auch sie davon profitieren können, wenn wir Frauen mitreden.» Im damals bürgerlich geprägten Brittnau habe man sie dafür oft schräg angeschaut. «Das war mir aber egal.» Nachdem Ueli Lerch 1982 verstarb, wohnte Ida Lerch noch bis zum 97. Altersjahr in der ehemals gemeinsamen Wohnung an der Grenze zu Zofingen. Vor zwei Jahren zog sie ins Seniorenzentrum Hardmatt um. Ihre Leidenschaften, das Schreiben und Nähen, musste sie inzwischen aufgeben. Das politische Geschehen verfolge sie aber immer noch, betont Ida Lerch. Ihre Haltung hat sich über die Jahrzehnte nicht verändert. «Ich sage gern, dass ich noch immer hinter der SP stehe.»