Kirchenchor Safenwil: Lebenslust und -leid in Lied und Musik

Dirigentin Anja Di Grassi moderierte das Programm des Jubiläumskonzertes selber.
Dirigentin Anja Di Grassi moderierte das Programm des Jubiläumskonzertes selber.
Die Stimme der Band «Corazón Latino» ist Mezzosopranistin Gloria Velandia.
Die Stimme der Band «Corazón Latino» ist Mezzosopranistin Gloria Velandia.

Auf die Frage, ob sie eine spezielle Beziehung zu Südamerika habe, antwortete Dirigentin Anja Di Grassi: «Nein, eigentlich nicht, ausser dass mich die fröhliche Art der Musik fasziniert. Sie strahlt Lebensfreude und Leidenschaft aus und spiegelt den südamerikanischen Kontinent mit all seinen Freuden und Leiden.» Die Mitglieder des Kirchenchores Safenwil und des Wynentaler Chores Allegro mussten für ihr Konzert mit südamerikanischer Musik somit Spanisch und Portugiesisch lernen, weil Letztere die Landessprache von Brasilien ist. Diese Aufgabe blieb der Band Corazón Latino (Herz Latino) erspart. Ob in der Begleitung des Chores oder separat als Band: Ihr Puls benötigte keine Übersetzung, er schlug charakteristisch und unverkennbar lateinamerikanisch. Nicht nur die Stimme der Sängerin Gloria Velandia vibrierte auf heissblütige Art, auch der ganze Körper nahm diese Schwingungen auf. So war das Publikum von Anfang an in die Latino-Atmosphäre eingebunden.

Encontros – Begegnungen

Das Programm stand unter dem Motto «Encontros» (Begegnungen). «Ich habe mich gefragt, ob es richtig ist, dass ein Kirchenchor und ein ehemaliger Kammerchor ein Konzert mit lateinamerikanischer Musik veranstalten», erklärte Anja Di Grassi. «Heute bin ich stolz, dass die beiden Chöre es gewagt haben, sich auf etwas Neues einzulassen, auf Encontros in einer fremden Sprache, Lieder mit teils ungewohnten Harmonien und Rhythmen. Wir möchten das Publikum mitnehmen auf diese Begegnungen.» Auf der Leinwand illustrierten Bilder und Texte die Botschaften dieser Encontros und Anja Di Grassi erklärte jeweils einleitend Verfasser, Inhalt und Eigenschaften der Begegnungen. Gleich der Auftakt war vielsagend. Die Band intonierte «Quisiera» (Ich hätte gern …), gleichzeitig marschierte der Chor auf beiden Seiten des Konzertsaales im Classic Car Center auf die Bühne zu, wo sich die rund sechzig Sängerinnen und Sänger formierten und «La Mariposa» (Der Schmetterling), ein traditionelles Lied aus Bolivien, anstimmten. Es folgten «El cielo canta alegria» im Carnevalito-Rhythmus, worin es heisst: «Der Himmel singt vor Freude, Halleluja! Denn in deinem und meinem Leben erstrahlt die Herrlichkeit Gottes». Es war nicht das einzige Lied mit Glaubensinhalten. Mit Kostproben aus vielen südamerikanischen Ländern ging es weiter. Mexiko war durch «Cielo lindo» mit der Aussage «Singe und weine nicht, denn Singen macht die Herzen glücklich» vertreten. Dies bewahrheitete auch der Chor. Er machte deutlich hörbar, dass er sich mit Einfühlungsvermögen in die Wiedergabe vertieft, dazu über eine hohe Stimmreinheit verfügt und so die Herzen des Publikums erreicht. Heiteres und Besinnliches lösten sich ab, wie das Tänzerehepaar Nancy und Carmelo Russo mit seinen akrobatischen Tanzfiguren und anderseits «Vamos» (Gehen wir), wo Julian Domingues mit seinem Bass in der Aussage «Komm, lass uns gehen, denn es ist einer, der mit uns läuft» einen Akzent setzte. Das Publikum gab sich erst nach zwei Zugaben zufrieden. Die Abschliessende war «Danos un corazón»: Gib uns ein Herz, das gross genug für das Leben ist.