
Gesuch zurückgezogen: Grünfläche statt weiterer Parkfelder beim Miescherheimet
Grasgrün anstatt Asphaltgrau bleibt die dominierende Farbe auf dem Miescherheimet-Areal in Rothrist. Hinter der Bibliothek und dem Heimatmuseum steht den Besuchern ein Feld mit Parkplätzen zur Verfügung. Dieses hätte vergrössert werden sollen. Das Pflegezentrum Luegenacher hatte letzten Sommer ein Baugesuch für 20 Personalparkplätze bei der Einwohnergemeinde Rothrist eingereicht. Nun hat es der Gesuchsteller wieder zurückgezogen.
«Der Entscheid hat mit der Diskussion an der Gemeindeversammlung zu tun», sagt Pflegezentrumsleiter Marcel Rüegger und betont: «Als öffentliches Dienstleistungsunternehmen achten wir auf gute und konstruktive Beziehungen in der Gemeinde und darüber hinaus.» Im letzten November sorgten die geplanten Personalparkplätze am Schluss der Gemeindeversammlung für Diskussionsstoff. Unter «Verschiedenem» meldete sich unter anderen Ernst Matti als Direktbetroffener zu Wort. «Die vorgesehenen Parkplätze liegen sieben Meter von unserer Wohnung entfernt und erstrecken sich über zwei Reihen bis zum bestehenden Parkplatz der Bibliothek», monierte Ernst Matti. Wie der Rothrister Stimmbürger unterstrich, ging es ihm vor allem um den letzten Willen von Gertrud Miescher.
Handschriftliches Testament
Die am 9. Juni 1986 verstorbene Rothristerin hatte der Einwohnergemeinde ihre Liegenschaft, ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, und einen Teil ihres Barvermögens vermacht. Ihre Bedingung war, dass in der Liegenschaft das heutige Heimatmuseum eingerichtet wird. «Nach dem Willen der Erblasserin darf auch der Umschwung nicht überbaut, sondern soll als Grünfläche der Öffentlichkeit erhalten und zugänglich gemacht werden», zitierte Matti aus einem Zeitungsartikel und meinte: «Dummerweise ist im handschriftlichen Testament nur das Haus, nicht aber der Umschwung erwähnt.» Mattis Meinung nach sollte die Grünfläche erhalten bleiben, weil es die einzig grössere Wiese im Besitz der Gemeinde sei. Das Land sei zwar in der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen, «die Personalparkplätze sind aber keine Anlagen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, denn sie werden vermietet». Als Lösung schlug er vor, dass die Gemeinde in der Nähe des Pflegezentrums ein Stück Land langfristig pachtet oder anderes eigenes Land zur Verfügung stellt. Beispielsweise die Wiese vis-à-vis des Feuerwehrlokals, die auch in der Zone für öffentliche Bauten liege und auf der nichts geplant sei. Ernst Matti räumte ein, dass das alleinige Bewilligungsrecht der Gemeinderat habe.
Rückzug des Baugesuchs
Der Rothrister Gemeinderat musste nun aber keinen Entscheid fällen, weil das Pflegezentrum Luegenacher von den 20 Personalparkplätzen und dem Baugesuch absieht. Zu Gertrud Mieschers letztem Willen meint Zentrumsleiter Marcel Rüegger, dass das letzte handschriftlich abgefasste Testament gelte. «Der von Ernst Matti erwähnte Passus wurde von Frau Miescher kaum nur ‹dummerweise› weggelassen.» Zudem sei wohl unbestreitbar, dass das Pflegezentrum ein öffentlich-rechtliches Unternehmen sei. «Die Gemeinde Rothrist ist Mehrheitsaktionär», betont Marcel Rüegger. Zum Abstand zwischen den geplanten Parkplätzen und den Wohnliegenschaften merkt Marcel Rüegger an, dass es «nur» sieben Meter seien, weil den Direktbetroffenen seinerzeit ein Näherbaurecht gewährt wurde.
«Obwohl rechtlich gesehen nichts gegen die Personalparkplätze spricht, möchten wir sie aktuell nicht auf Biegen und Brechen durchboxen», sagt Rüegger und fährt fort: «Wir prüfen neue Möglichkeiten, aber es ist kein leichtes Unterfangen.» Parkplätze sind seit einiger Zeit rund um den «Luegenacher» rar. So kommt es oft vor, dass Besucher ihre Fahrzeuge entlang dem Sennhofweg in der Tempo-30-Zone stehen lassen müssen. «Dies ist zwar erlaubt, aber vor allem auch der direkten Anwohner wegen, wollen wir nicht, dass daraus ein Dauerzustand wird.» So sucht der Zentrumsleiter nach einer Alternative, damit Besucher, Bewohner und vor allem Angestellte ihre Fahrzeuge abstellen können. Klar ist für Rüegger, dass sich die Parkplätze in der Nähe befinden müssen. «86 Prozent unserer Mitarbeitenden sind Frauen, die wegen dem 24-Stunden-Betrieb auch nachts arbeiten. Zudem wohnen mehr als 70 Prozent von ihnen ausserhalb von Rothrist», unterstreicht Marcel Rüegger.