
«Krankenkasse light» bedeutet: Keine Chemo- oder Strahlentherapie bei Krebs
477.90 Franken pro Monat: So hoch ist nach den aktuellsten Berechnungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) die durchschnittliche Standardprämie für einen Erwachsenen in der Schweiz. Zu hoch, findet Yvette Estermann. Die Luzerner SVP-Nationalrätin hat Ende Session eine Motion eingereicht, in der sie eine «Krankenversicherung light» mit stark eingeschränktem Leistungskatalog verlangt.
Dem Mittelstand soll die Wahl gelassen werden
Eine solche Versicherung würde teure Therapien sowie Eingriffe nicht übernehmen, erläutert die Ärztin. Bei einer Krebserkrankung zum Beispiel gäbe es weder Chemotherapie noch Bestrahlung. Für Organtransplantationen würde die Grundversicherung ebenfalls nicht zahlen. «Viele Menschen wollen das ohnehin nicht», sagt Estermann. Sie werde immer wieder darauf angesprochen und möchte jetzt «im Interesse dieser Mitbürger» handeln, denen es auch sonst nie in den Sinn käme, bei leichteren Erkrankungen wie etwa der Grippe zum Arzt zu gehen.
Kritik: Solidarität würde ausgehebelt
Bezahlen soll die günstige Alternativversicherung lediglich die Behandlung von schweren, akuten Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolie. Profitieren von einem System «Krankenversicherung light» würden alle Versicherten und die gesamte Bevölkerung, gibt sich die SVP-Nationalrätin überzeugt.
«Damit öffnet man die Büchse der Pandora hin zu einer Zweiklassenmedizin», widerspricht Stefan Müller-Altermatt. Der Solothurner CVP-Nationalrat, Kampagnenleiter der Kostenbremse-Initiative seiner Partei, weist darauf hin, dass das Grundprinzip des Krankenversicherungsgesetzes die Solidarität zwischen Kranken und Gesunden sei: «Alle zahlen ein und tragen die Kosten solidarisch mit.» Zudem seien persönliche Ansichten nicht für alle Zeiten in Stein gemeisselt, was eine Reihe von Fragen aufwerfe. Etwa: «Was macht jemand, der plötzlich doch eine Krebsbehandlung möchte – wechselt er einfach ins Vollangebot?» Estermanns Motion sei deshalb kategorisch abzulehnen.