Rückendeckung sieht anders aus

Seit ihrem Amtsantritt ist Regierungasrätin Franziska Roth unter Beschuss. Sie tut vieles dafür, dass die Kritik nicht abbricht. Im letzten Sommer kritisierte sie im Interview mit dieser Zeitung die Grossrätinnen und Grossräte: Diese reichten oft Vorstösse ein, um sich zu profilieren. Wahlkampf auf Kosten der Steuerzahler sei das. Kann man ja mal sagen. Mitte Februar sagte sie es auf Tele M1 erneut, diesmal schärfer im Ton: Viele Grossräte seien intrigant und würden versteckte Agenden verfolgen. Am Dienstag kam die Retourkutsche, in Form einer scharfen Fraktionserklärung von FDP, CVP und Grünen. Roth mangle es an Respekt gegenüber Politikerinnen und Politikern; sie kommuniziere schlecht, bemühe sich nicht um eine gute Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsdepartement und Politik. «Roth wird zum Problem für die SVP», titelte die NZZ gestern. Und es ist schwierig, dem zu widersprechen. Vielsagend ist, was Roths Regierungsrats- und Parteikollege Alex Hürzeler im ZT-Talk zum Eklat sagt. Oder besser: was er nicht sagt. Er spricht von einer «schwierigen» Situation für die Gesamtregierung. Davon, dass diese das Verhältnis zum Grossen Rat gut pflegen müsse. Dass man jetzt hinschauen und einander helfen müsse. Seine Worte sind schwerlich als Schutzschild für die Gesundheitsdirektorin zu interpretieren.

Profilierungen und Inszenierungen gehören seit je zur parlamentarischen Mechanik, in Wahljahren sowieso. Ränkespiele sind Teil der Politik. Das stoisch hinzunehmen und souverän zu bleiben, das fällt Quereinsteigerin Franziska Roth offenbar schwer. Falls sie nicht über den eigenen Schatten springen kann, hat die SVP definitiv ein Problem.

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