
Siegfried im Höhenflug: Pharma-Zulieferin verzeichnet das beste Jahr ihrer Geschichte
Eine Gewinnsteigerung um 40,9 Prozent – das erinnert bei einer Pharmazulieferin spontan an Alchemie. Chemiker der heutigen Zeit wie Wolfgang Wienand und sein Vorgänger an der Spitze der Siegfried AG, Rudolf Hanko, versuchen es längst nicht mehr mit ihr – sie setzen als Unternehmensleiter auf cleverere Strategien. Nicht (Katzen-)Gold, sondern Geld in harter Währung hat die Siegfried AG letztes Jahr in einem Umfang geschöpft wie nie zuvor in der Geschichte des Unternehmens. Unter dem Strich stieg der Reingewinn 2018 im Vergleich zum Vorjahr von 40,9 auf 57,4 Millionen Franken – die Gewinnmarge von 5,4 auf 7,2 Prozent.
Reto Suter, Finanzchef (CFO) der Siegfried AG, bezeichnete das Wachstum der Firma als «robust» – das Unternehmen konnte in allen Sparten zulegen, von Zwischenstufen für Medikamente bis hin zu Fertigformulierungen im Auftrag der Kunden. Im Geschäft mit Wirksubstanzen sind erstmals auch die Umsätze mit Produkten, welche im Werk Nantong (China) gefertigt wurden, enthalten.
CEO Wolfgang Wienand sieht das Unternehmen «vorbereitet für weiteres Wachstum». Bereits 2018 wurde dafür in Zofingen in ein Logistikgebäude und in zusätzliche Laborarbeitsplätze für 40 Mitarbeitende investiert. Letztere haben ihren Grund darin, dass immer mehr Start-ups Medikamente entwickeln und danach auf Hilfe bei der Aufgleisung einer industriellen Produktion angewiesen sind – den Schritt vom Reagenzglas zum Reaktor in der Fabrik vollziehen müssen. Andere Wachstumsziele sind neue Produktionssparten sowie ein Ausbau der Produktionskapazitäten. Letzteres ist nötig, weil eine Firma wie Siegfried eine «Rückversicherung» der Branche ist – mit redundanten Anlagen ihren Partnerfirmen jederzeit Lieferfähigkeit garantiert.
Ein Mass an Überkapazität ist zudem nötig, um neue Aufträge akquirieren zu können – ausgelastete Anlagen sind in dieser Branche gefährlich. Es müssen laufend neue Kunden gewonnen werden, weil immer wieder ein Produkt wegbricht – sei es, weil ein Patentschutz abläuft oder neu ein kostengünstiges Generikum den Markt bedient. Siegfried ist auch für Generika mit einem Werk in China (tiefe Kosten) und mit ihren Produktionsstätten in der Schweiz, Deutschland, auf Malta und in den USA (höchste Qualität) gut aufgestellt.
Bei den neuen Produktionssparten geht es um den Zukunftsmarkt der biologischen Wirkstoffe. Bei diesen liegt eine der Schwierigkeiten bei deren Abfüllung. Chemische Medikamente kann man nach der Produktion sterilisieren, biologische nicht.
Wachsen heisst für Wienand auch, für Siegfried interessante Firmen zu übernehmen. «Dazu sitzen wir nicht nur beobachtend im Büro, sondern gehen aktiv für uns interessante Firmen an – aber mit Blick auf ein organisches Wachstum des gesamten Unternehmens.»
Dies zum Vorteil der Aktionärinnen und Aktionäre: Die Dividende soll um 20 Rappen auf 2.60 Franken steigen. Wobei das Wort Dividende rechtlich nicht korrekt ist. Ausgeschüttet wird eine steuerfreie Kapitalrückzahlung.
