Die Deutschen sind zurück im Aargau: «Kein klassischer, aber sehr wohl ein Tourismuskanton»

Das Tourismusland Schweiz wies 2018 im Vergleich zum Vorjahr fast 4 Prozent mehr Übernachtungen aus. «Allzeithoch», titelte die AZ am Mittwoch. Auch im Aargau sind die Übernachtungszahlen gestiegen. Und zwar um 1,4 Prozent auf 725 507. Das ist erfreulich, aber unterdurchschnittlich.

Andrea Portmann, Geschäftsführerin von Aargau Tourismus, teilt diese Einschätzung gar nicht: «Wir wachsen nicht unterdurchschnittlich, sondern konstant. Wir haben nach dem Euroschock keinen solchen Einbruch erlebt wie andere Tourismuskantone. Im Blick über mehrere Jahre ist unser stabiles Wachstum deshalb ein schöner Effekt.»

«Sehr wohl Tourismuskanton»

 

Doch worauf führt Portmann diesen stetigen Anstieg auf recht tiefem Niveau zurück? Das zahlenmässig «recht tiefe Niveau» lässt sie nicht gelten: «Punkto Übernachtungen sind wir auf Rang 11 der 26 Kantone, also in der vorderen Hälfte. Wir sind zwar kein klassischer, aber sehr wohl ein Tourismuskanton.» Dieser komme voran, obwohl er im Vergleich zu anderen Destinationen über wenig finanzielle und personelle Mittel verfüge.

Ist das ein Aufruf an den Kanton, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen? Es sei offensichtlich, dass Tourismusorganisationen mit mehr Mitteln auch mehr die Trommel schlagen und mehr bewirken können, gibt Portmann diplomatisch zurück. Eindeutig ein guter Entscheid sei es gewesen, dass der Aargau jetzt als eigenständige Tourismusmarke auftritt: «Sichtbarkeit und Akzeptanz sind gestiegen. Das zeigen unsere Zahlen, die ohne ein ausserordentliches Ereignis zustande gekommen sind.»

Süddeutsche kommen wieder

Der Aargau profitiere natürlich auch von der guten europäischen Konjunktur und von der Euro-Erholung, sagt die oberste Aargauer Touristikerin weiter. Zudem habe Schweiz Tourismus seine Anstrengungen intensiviert. Das nütze auch dem Aargau. Doch woher sind die Gäste? Im Aargau zählt man die Herkunftsländer nicht detailliert aus. Sehr viele sind aus der Schweiz. Portmann: «Und die Deutschen sind zurück. Viele Süddeutsche, die den Aargau und die Schweiz nach dem Frankenschock gemieden haben, kommen jetzt wieder. Da erleben wir eine spürbare Entspannung. Sie sind auch wieder vermehrt in Bädern anzutreffen.»

Weitere Gäste bringt dem Aargau der Businesstourismus. Gemeint sind international tätige Firmen, etwa im Grossraum Baden und im unteren Fricktal. Eine Rolle spielt jeweils auch, wenn im Sommer die AKW Leibstadt, Beznau oder Gösgen Jahresrevision machen, Spezialisten von weither anreisen, und natürlich Übernachtungsmöglichkeiten brauchen. Portmann: «Das drückt sich aber nur lokal aus, auf die kantonalen Zahlen hat es weniger Einfluss.»

Wo sich verbessern?

Wo könnte man die Infrastruktur verbessern? Portmann freut sich sehr auf das Botta-Bad in Baden. Ansonsten würde sie sich über eine höhere Bettenkapazität in den Ballungszentren freuen. Mit Tourismus Schweiz setzt man 2019 auf das Thema Bewegung: «Da kann der Aargau enorm viel bieten.

Angefangen bei seinen wunderbaren, abwechslungsreichen Landschaften, über schöne Altstädte, den Hallwilersee, Fluss- und Auenlandschaften bis hin zu seinen kulturellen Leuchttürmen wie Schlössern, dem Aargauer Kunsthaus und vielem mehr.»