Apps gegen Migräne: Was bringen sie und sind sie ein Daten-Risiko?

Die «Migräne App» verspricht viel. Zum Beispiel «eine aktive Rolle bei der effektiven und zeitgemässen Vorbeugung und Behandlung ihrer Migräne und Kopfschmerzen zu übernehmen». Sie ist kostenlos und von der Kieler Schmerzklinik für neurologisch-verhaltensmedizinische Schmerztherapie entwickelt worden.

Mit «M-Sense» soll es möglich sein, «die Auslöser deiner Migräne und Kopfschmerzen zu entedken und die Intensität und Häufigkeit deiner Attacken durchschnittlich um 40 Prozent zu reduzieren», heisst es im Beschrieb zur App. 

Eine Anwendung auf dem Handy, die gegen Migräne wirkt? Das Gesundheitsmagazin CheckUp hat zusammen mit einer Anwenderin und einer Neurologin erörtert, ob das wirklich sein kann und welche Risiken es mit sich bringt, wenn man persönliche Daten in einer App speichert.

«Es sind unheimliche Schmerzen»

Sandra Nies (46) plagen seit drei Jahren Migräneattacken, wie es laut offiziellen Zahlen jeder sechte Schweizer kennt. «Es sind unheimlich schlimme Schmerzen, Schmerzen, die man nicht kontrollieren kann», sagt sie. 

Kontrolle über ihr Leiden versucht Sandra Nies mittels einer Migräne-App zu erlangen. Die App ermöglicht es ihr unter anderem, eine Art Schmerz-Tagebuch zu führen. 

Das befürwortet Neurologin Silke Biethahn. «Die meisten Apps haben eine Art Kopfwehkalender drin und das ist für uns als Ärzte das Nützlichste.» Es helfe, die verordneten Therapien zu beobachten und auch zu kontrollieren, ob sie dem Patienten überhaupt helfen. 

«Ich will wissen, woher die Schmerzen kommen»

Gewisse Apps liefern Betroffenen zudem Tipps für Massage- oder Entspannungsübungen. «Das ersetzt den Arzt nicht, ist aber eine gute Ergänzung», sagt die Neurologin. Zudem habe das den Vorteil, dass man solche Übungen so jederzeit und überall machen kann – im Gegensatz zu einem Kurs oder einer ambulanten Therapie, die nicht immer mit dem Alltag vereinbar ist.

Sandra Nies verrät ihrer App alle Details zu ihrem Leiden. Sie ist überzeugt, dass sie das näher an eine medizinische Lösung bringt: «Ich will wissen, woher die Schmerzen kommen – Schmerzmittel sind für mich nur Symptombekämpfung», sagt sie. 

Daten mit Vorsicht abspeichern

Wer Daten in einer App speichert, tut das oft ohne das Wissen, wo dieser Datenserver liegt und wer alles auf diese Daten Zugriff hat. «Heikel», findet das auch die Ärztin. Viele Anbieter würden diese Information liefern, inwiefern man darauf vertrauen kann, sei unklar.

Bei einer App hat sie aber ein gutes Gefühl: «Bei M-Sense ist es relativ nachvollziehbar – das ist ein kleines Entwicklerteam, das seinen Server geschützt hat und mit verschiedenen Unispitälern zusammenarbeitet. Ich denke, da ist die Sicherheit wahrscheinlich recht hoch.» 

Grundsätzlich gilt: Wer solche Apps nutzt, sollte persönliche Daten nur mit Vorsicht eingeben und sensible Informationen besser in ein Notizbuch schreiben. (smo)