
Monströses Klassentreffen
Wenn man darüber nachzudenken beginnt, was mit dem Heitere Open Air 2021 auf dem Spiel steht, wird einem schlagartig klar, was die Pandemie angerichtet hat und immer noch anrichtet.
Erinnern wir uns: 2020 wurde das Heitere abgeblasen. Dieses Jahr plant Festivalchef Christoph Bill eine abgespeckte Version. Eine, mit der er wohl keinen müden Cent verdienen wird. Aber so ein Festival ist mit einer Maschine vergleichbar. Steht sie zu lange, drohen irreparable Schäden. Für den Veranstalter steht also viel auf dem Spiel.
Aber ebenso für uns, die Besucherinnen und Besucher. Vordergründig geht es um Musik, Bands und Stars, um Acts und Shows. Aber so ein Festival – und das Heitere im Speziellen – ist weit mehr als eine Summe toller Konzerte, mehr als Sommerstimmung bei Bratwurst und Bier. Es ist für tausende treue Besucherinnen und Besucher eine Institution der Beziehungspflege; man sieht alte Gesichter und lernt neue kennen – manchmal endet so ein zufälliges Kennenlernen sogar auf dem Standesamt, wie man diese Woche im ZT lesen konnte. So ein Festival wie das Heitere ist eine Art monströses Klassentreffen und gehört für viele zum Jahr wie die Weihnachtsbescherung oder der Hochzeitstag. Zugespitzt: Natürlich würde ein Heitere ohne Musik nicht funktionieren – das Wichtigste ist sie dennoch nicht.
Christoph Bill hat deshalb absolut recht, wenn er sagt: Es ist enorm wichtig, dass das Heitere 2021 stattfinden kann.