Das Bildungszentrum Zofingen umfasst neben der Berufsschule und der Kanti auch eine Höhere Fachschule

Drei Schulen – ein Campus. So etwas ist im Kanton Aargau einzigartig.  (Archivbild: Raphael Nadler)
Drei Schulen – ein Campus. So etwas ist im Kanton Aargau einzigartig. (Archivbild: Raphael Nadler)

Wer entscheidet – die Kantonsregierung oder der Grosse Rat?

Bereits 2016 wollte der Regierungsrat die Berufsfachschule Zofingen zugunsten von Aarau, Baden und Lenzburg zweitklassig machen. Dies scheiterte, weil im August desselben Jahres die Vertreterinnen und Vertreter der übrigen neun Bezirke im Grossen Rat Nein zu den Plänen der Regierung sagten.

Aktuell signalisiert die Bildungsverwaltung: «Für die Verteilung der Berufsfelder auf die einzelnen Schulen ist der Regierungsrat zuständig.» Nur wenn die Regierung einen Standort ganz schliessen möchte, braucht es eine Richtplanänderung, welche der Grosse Rat bewilligen muss.

Was sagt Herbert H. Scholl, FDP-Grossrat und Sprecher der Zofinger Parlamentsdeputation, in Sachen Berufsfachschule? Er lächelt: «Überweist der Grosse Rat unsere Motion, dann liegt der Entscheid nicht mehr bei der Regierung.» Im Vorstoss verlangen die Zofinger Grossratsmitglieder – argumentativ untermauert – einen Verzicht auf die «Abklassierung» der Schule. Scholl hofft auf einen Schulterschluss mit ebenfalls von Abbau bedrohten «Randregionen». Funktioniert der nicht, ist ein weiterer Hebel das Budget. Wie in den USA – Trumps Mauer – kann auch im Aargau ohne bewilligtes Geld nichts umgesetzt werden. (bkr)

Geht es nach den Plänen des Regierungsrats, dann gibt es in Zofingen keinen KV- und auch keinen Maschinenbau-Unterricht mehr. Die Berufsfachschule würde «abklassiert». Der Aufschrei in der Region ist nicht nur gross, sondern auch qualifiziert (siehe Box). Betroffen wären Berufslernende aus der Region, die künftig ihren Unterricht in Aarau und Lenzburg besuchen müssten – aber auch die auf dem Campus des Bildungszentrums Zofingen (BZZ) basierenden Weiterbildungsangebote würden tangiert.

Weiterbildung ist Teil des Campus

Da ist zum einen der Weiterbildungsbereich der Berufsfachschule mit rund 500 Kursbesucherinnen und -besuchern. Zum anderen die Höhere Fachschule (HF) Inovatech. Die ist seit mehr als 25 Jahren auf dem Campus tätig – wird aber in ihrer Bedeutung von der Aargauer (Bildungs-)Politik kaum wahrgenommen. Interessant in diesem Zusammenhang: Das Angebot an öffentlichen HF ist schmal, weshalb Inovatech-Studentinnen und -Studenten finanzielle Beiträge von Bund und Kanton beantragen können.

Wer oder was ist die Inovatech exakt? Auskunft gibt Thomas Peyer. Er ist Miteigentümer der Schule und Co-Schulleiter. Auf den Punkt gebracht, bildet Inovatech «Fachleute aus, ohne die der Wirtschaftsstandort Schweiz nicht konkurrenzfähig wäre». Konkret sind dies Lehrgänge in verschiedenen Technikbereichen – Elektro, Unternehmensprozesse, Energieeffizienz, Maschinenbau, Systemtechnik – aber auch in Betriebswirtschaft und Unternehmensführung. «Das eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung hat der Inovatech die eidgenössische Anerkennung für alle Bildungsgänge erteilt», sagt Peyer. So gibt es für Technische Kaufleute nach einer viersemestrigen Ausbildung und bestandener Prüfung den eidgenössischen Fachausweis. Die Berufs- und Weiterbildung der Berufsfachschule bietet für diesen Lehrgang einen Vorkurs an – was hier greift, ist der Campus.

«Der Grund, die Schule in Zofingen zu eröffnen, war die Berufsfachschule, aber auch die gute geografische Lage Zofingens», sagt Peyer. So unterrichtet die eine oder andere Teilzeit-Lehrperson unter den insgesamt 35 Dozierenden der Inovatech auch an der Berufsfachschule.

Aktuell, so Peyer, besuchen 90 Studierende die Kurse seiner Schule. Was zeichnet die Inovatech im Vergleich mit anderen Technikerschulen besonders aus? «Eine überschaubare Klassengrösse, anerkannte Bildungsgänge, ein hoher Anteil Präsenzunterricht und ein qualifizierter Lehrkörper insbesondere im Bereich Information in einer sehr engen Kooperation mit der Berufsfachschule», sagt Peyer.

Die Inovatech ist im BZZ Mieterin und unterrichtet mehrheitlich dann, wenn die Berufsfachschule ihre Räume nicht benötigt. Grosse Synergien gebe es vor allem im Laborbereich und bei Informatikinstallationen. «Neu planen wir zusätzliche Abendkurse, um die Auslastung noch besser zu gestalten», stellt Thomas Peyer in Aussicht.