
Ein Kind, geboren in einem Stall
Nur ein Kind ! Das ist die Botschaft von Weihnachten. Aber es ist ein Kind mit sehr viel «Sprengkraft». Es ist in unsere Mitte getreten, um die Welt und ihre Werte, wie wir sie kennen, aus den Angeln zu heben. Alle hatten vom ihm gehört und doch hat keiner von ihm gewusst. Seine Eltern, Maria und Josef, bekamen keine Unterkunft, obwohl jeder sehen konnte, dass sie hochschwanger war.
So rufen damals die Engel Hirten vom Feld, damit das Kind auf der Welt begrüsst wird. Die hochgebildeten Weisen aus dem Morgenland werden durch den besonderen Stern auf die Geburt eines neuen Königs aufmerksam. Ihr weltliches Denken führt sie in die falsche Richtung, nämlich zum Palast von Herodes. Dort finden sie nichts, was die Welt verändern könnte, nur einen intriganten König, der seine alte Macht um jeden Preis aufrechterhalten will.
Nur ein Kind, geboren in einem Stall, kann die Welt verändern. Ein Neugeborenes, das auf die Eltern angewiesen und sonst ein hilfloses Wesen ist, hat in
seinem Auftreten genug Stärke, die Welt zu verändern.
Die christlichen Kirchen feiern in der Christnacht das Erscheinen Gottes auf der Welt. Gott wird Mensch, damit diese Welt begreifen kann, wie Gottes Macht aussieht, worin ihre «Sprengkraft» liegt. In der Liebe, die sich zu den Menschen wendet, die sie brauchen und die sie suchen. Der Angelpunkt der Macht Gottes ist nicht die physische Durchsetzungskraft, sondern die Hingabe.
Wie seine Geburt damals an allen ausser den Hirten vorbeiging, so wird heute oft ein sentimentaler Abend gefeiert und mit Kitsch ausgestattet. Nur das besondere Licht der vielen Kerzen in den Häusern deutet noch auf die eigentliche Botschaft. Aber sie ist angekommen. Gott ist angekommen. Das Kind in der Krippe verlangt nach unserer Liebe, damit sich die Welt verändert. Die Welt, jeder Mensch ist gefragt, die Hand schützend auszustrecken, so weit er kann. Je mehr sich dafür Zeit nehmen, umso deutlicher wird diese Welt im Kleinen und Grossen die Kraft der Liebe wahrnehmen.
Gott beginnt klein auf der Erde, damit er an niemandem vorbeigeht. Er begibt sich nicht in einen Palast, wo viele keinen Eintritt finden werden oder nach einer irdischen Macht suchen werden. Er beginnt unter uns, er wird Teil des Lebens aller.
Nur ein Kind heisst: «Gott lebt mit uns, begleitet uns, versteht uns, kennt unsere Wünsche, Umwege, Abwege, Ängste und Sorgen, weil er sie gelebt hat auf Erden und vor den dunklen Tagen und Nächten nicht zurückgewichen ist.» In seiner Liebe hält das Kind von Bethlehem oder der Jesus von Nazareth, wie der junge Mann später genannt wird, an uns fest. Die Hingabe ist seine Macht. So macht es nichts, wenn viele Weihnachten feiern und nur Lichterketten und Geschenke sehen, wenn dabei unbewusst gefeiert wird, dass Gott die Verhältnisse an diesem Abend auf den Kopf gestellt hat und alle einlädt, diesen Weg mitzugehen, damit weltliche Macht ihre Grenzen findet und Liebe die Welt bestimmt.
So hallen zwei Botschaften in die Nacht. Die prophetische Verheissung aus dem Alten Testament der christlichen Bibel: «Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir» (Jesaja, Kapitel 60, Vers 1). Und der Ruf des Engels in die Niederungen des Lebens von Hirten: «Fürchtet euch nicht. Ich verkündige euch grosse Freude, die allen Menschen widerfahren soll. Euch ist heute der Heiland geboren» (Lukas, Kapitel 2, Vers 10 und 11).
Ein kleines Kind wünscht allen Menschen ein gesegnetes Weihnachtsfest, frohe Tage, weniger Sorgen und andere Menschen, mit denen die Schritte im Leben geteilt und in Liebe begangen werden können.
Gesegnete Weihnachtsfeiertage! Damit das kleine Kind unter den Menschen gross wird.