Maturaarbeit zu emotionalem Thema: Organspenden ist Leben retten

Vorweihnachtszeit. Im Briefkasten stapeln sich die Bettelbriefe – unser Geld scheint die ganze Welt zu wollen. Eine unbezahlbare Spende wäre, nach dem Tod Organe für Transplantationen zur Verfügung zu stellen und so Leben zu retten. Ein extrem emotionales Thema, dem vier lernende Kauffrauen der Berufsschule Zofingen – Mona Lisa Binkert (Benteler AG Rothrist), Larissa Bongiovanni (Rivella AG Rothrist), Edona Avdija (Gemeinde Brittnau) und Anita Salcaj (Gemeinde Oftringen) – in einer Arbeit im Rahmen ihrer Berufsmatura nachgegangen sind.

Tabuthema Tod
Weshalb befassen sich vier junge Frauen mit Organspende und damit mit dem Thema Tod? Edona Avdija lacht bei allem Ernst hinter der Sache: «Das hat mich meine Mutter auch gefragt.» «Ein Auslöser», sagt Anita Salcaj, «war sicher die laufende Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative der Junior Chamber International». Diese Chamber – kurz JCI – will die Organspende obligatorisch machen. Ist das eine gute Idee? Die beiden angehenden Maturandinnen verweisen auf die Situation in welcher sich Angehörige ohne klare Aussagen des Verstorbenen in Sachen Organspende befinden. Ein Obligatorium eher nein, aber gerne klare Aussagen zum Thema – im positiven Sinn in Form eines Organspenderausweises.

Ans Problem herangetastet haben sich die vier angehenden Kauffrauen, in dem sie Informationen zusammengetragen haben. «So hat uns eine Vertreterin von Swisstransplant umfassend orientiert.» Swisstransplant ist eine Stiftung, welche die Initiative der JCI unterstützt. Weniger im Sinne des Obligatoriums als mit dem Ziel der Widerspruchslösung – Wer für sich nicht ausdrücklich eine Organspende ausschliesst, ist ein Organspender, eine Organspenderin. Nur so sei es möglich, den Bedarf abzudecken. Intensiv bearbeitet wurden auch Fragen zu finanziellen Entschädigungen (Geld oder Steuerabzug) für eine Organspende.

Wie denken die Menschen in der Region Zofingen über das Thema Organspende? Um diese Frage klären zu können, wurde eine Umfrage unter exakt 429 Personen durchgeführt – eine Glanzleistung, weil die befragten Leute weitgehend ein Abbild der Altersstruktur liefern. Angefragt wurden Verwandte, Bekannte und Mitarbeitende der Lehrbetriebe.

Zum Thema Entschädigung sagten 156 der Befragten ja, 182 waren dagegen und 80 unentschlossen. Bei der zentralen Frage, ob eine Organspende obligatorisch werden sollte, meinten 184 Personen ja und nahezu gleichviele (182) sagten nein, und 55 Leuten ist das egal – was indirekt ein Ja ist. 142 der Befragten besitzen einen Organspenderausweis. Das Fazit der vier Verfasserinnen: «Während der Erarbeitung unserer Projektarbeit mussten wir feststellen, dass sich viel zu wenig Menschen in unserer Gesellschaft mit dem Thema auseinandersetzen. Der Tod ist immer noch ein Tabu – gerade wenn es um die engsten Angehörigen geht. Doch umso mehr wir uns mit diesem Thema auseinandersetzten, desto mehr bemerkten wir, wie wichtig es ist, mit seinen Angehörigen über seine Wünsche nach dem Tod betreffend Organspende zu sprechen, unabhängig davon, wie die Entscheidung ausfällt.»