«Messa di Gloria»: Zwischen Trauer und Hoffnung

Giacomo Puccini (1858–1924) stammt aus einer Kirchenmusikerfamilie und schrieb die «Messa di Gloria» im Anschluss an sein Studium am Instituto Musicale Pacini in Lucca (Toscana). Dort fand am 12. Juni 1880 mit grossem Erfolg auch die Uraufführung statt. Das «Credo» entstand schon zwei Jahre vorher als selbstständige Komposition und wurde nachträglich in die Messe integriert. Da die vollständigen Noten nie erschienen sind, geriet das Werk zu Puccinis Lebenszeit in Vergessenheit. Erst 1952 gelangte es zuerst in Chicago und danach in Neapel wieder zur Aufführung. Die kurze Spieldauer von nur 45 Minuten verhinderte jedoch eine Einzelaufführung in den Kirchen. Kantor Daniel Schmid hat daher in der «Messa di Gloria» weitere Werke Puccinis eingebettet, die er im gleichen Zeitraum wie die Messe komponiert hat. Sie fügen sich nahtlos in den Stil und die Aussagen der Messe ein als gehörten sie dazu. So kam das Zofinger Publikum genau zum 160. Geburtsjahr Puccinis in den Genuss dieser Messe. Es gibt Partien darin, die mit dem Stil und der Melodik in den späteren Opern Puccinis vergleichbar sind.

Das Orchester «La Chapelle ancienne» eröffnete die Messe mit dem «Preludio a Orchestra», versehen mit einer Fülle an Klangfarben und dramatischen Elementen. Das nachfolgende «Kyrie eleison» leitete es mit sphärischen Klängen ein, der Chor Aargauer Kantorei fügte sich mit der dringenden Bitte «Herr, erbarme dich» hinzu.

Im Mittelpunkt der Messe steht das namengebende «Gloria». Es durchschreitet den Wechsel zwischen den weichen, gefühlvollen Solostimmen von Richard Resch (Tenor) und Ricardo Panela (Bariton) und den eindringlichen Chorpartien, die wiederum in die Frauen- und Männerstimmen aufgeteilt sind. Das Orchester zeigt seine Stärke in erschreckenden, kraftvollen Passagen und schwenkt wieder zu singenden Melodien, spätere Opernarien vorwegnehmend. Damit noch nicht genug. Das «Gloria» glänzt auch mit einer verflochtenen Fuge in «Cum sancto spiritu» und setzt aufrüttelnde, schmetternde Akzente des Orchesters ein; in der Durchführung folgt eine Idee der nächsten. Bei der nachfolgenden «Motteto per San Paolina» huldigen Chor, Orchester und Bariton dem heiligen Paolino, Schutzpatron der Stadt Lucca. Puccini schrieb sie drei Jahre vor der Messe und scheute sich schon damals nicht, die Fesseln der traditionellen sakralen Kirchenmusik zu sprengen.

Eine der wichtigsten Hymnen
Ein Jahr nach der Motette komponierte Puccini auch das «Credo» und nahm es dann in die «Messa di Gloria» auf. Die Beschreibung der Glaubensinhalte darin (Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den allmächtigen, und an den einen Herrn Jesus Christus) fand Eingang bei den Hörenden dank der Vielfalt an Melodien. Den Hymnus «Vexilla Regis» komponierte Puccini vermutlich 1878. Kantor Daniel Schmid schob ihn passend nach dem «Credo» mit den Schlussworten «Ich glaube an das Leben eines künftigen Lebens» ein. Es handelt sich um die Vertonung einer der wichtigsten Hymnen der katholischen Liturgie. Das «Sanctus Benedictus» malten Chor und Orchester akzentreich ein- und mehrstimmig aus, wie immer punktgenau miteinander vernetzt und aufeinander abgestimmt.

Zum letzten Mal wurde sodann die «Messa di Gloria» mit reiner Instrumentalmusik ergänzt: Der Elegie «Crisantemi» hat Puccini zur Trauer und Erinnerung an einen Verstorbenen komponiert. Das Orchester gab dem Stück ein gedämpftes, weiches Klangbild. Chor, Orchester und Solisten verabschiedeten sich dann mit dem «Agnus Dei». «Dona nobis pacem» heisst es darin, gib uns Frieden. Zufrieden, innerlich erwärmt, traten die Konzertbesucher in die kalte Nacht hinaus, glücklich, dass sie von der Aargauer Kantorei, dem Orchester «La Chapelle ancienne» und den Solisten einmal mehr musikalisch beschenkt worden waren und hoffend, dass Kantor Daniel Schmid diese Beziehung weiterhin pflegt.