Verstärkungen aus dem Ausland (1/4): So läufts beim RHC Vordemwald

Kann man im Rollhockey konkurrenzfähig sein ohne Spieler aus dem Ausland? Die Antwort von Christoph Braun, Präsident des RHC Vordemwald, kommt wie aus der Pistole geschossen: «Nein.» In der Nationalliga A gebe es keine Mannschaft, die nicht mit Ausländern verstärkt sei und in der Nationalliga B habe sich eine Zweiklassengesellschaft entwickelt. «Wer mit der Spitze mithalten will, kann nicht auf Söldner verzichten», so Braun und verweist auf die Tabelle. Die Teams auf den Rängen 6 bis 9 bestehen aus Einheimischen.

Leader RHC Vordemwald baut auf die Feldspieler Diego Alessandro De Brita Dias aus Portugal und Pelayo Ramos aus Spanien, an der Bande steht mit Trainer Alejandro Rodriguez ebenfalls ein Spanier. Letzterer war in seinem ersten Jahr vom RHCV angestellt, heute erhält er wie alle anderen Coaches lediglich eine Trainerentschädigung. «Die drei kommen aus Ländern, in denen dieser Sport nicht wie bei uns eine Randsportart ist», betont Christoph Braun.

In jenen Rollhockey-Hochburgen sei alles professioneller, etwa die Spieler- und Trainerausbildung oder die Verbandsstruktur. «Vom Wissen und Können, das die ausländischen Akteure mitbringen, profitieren deshalb alle in unserem Verein.»

Keine Grossinvestoren
Wie aber kann sich der RHCV ausländische Spieler leisten? «Sie belasten nur in den ersten drei Monaten das Vereinsbudget», sagt Christoph Braun. Dieses lebe von Mitglieder- und Sponsoringbeiträgen von KMUs. Von Grossinvestoren oder einem Mäzen wie gewisse NLA-Clubs will der RHCV nicht mal träumen. Nach drei Monaten endet der Anfangsvertrag und die Söldner müssen selbstständig sein – oder gehen. Das heisst: der RHC Vordemwald unterstützt die «Gäste» bei der Wohnungs- und Jobsuche, kümmert sich um Sprachkurse, Versicherungskram, Aufenthaltsbewilligungen.

«Wir Vorstandsmitglieder erledigen anders als ein Stellenvermittlungsbüro alles ehrenamtlich», sagt Christoph Braun und lacht. Er schätzt es, wenn die verpflichteten Spieler nebst Topleistungen auf dem Platz ein gewisses Mass an Dankbarkeit zeigen. «Wir hatten Glück und erwischten meist gute Leute.»

Söldner soll Teamplayer sein
So wie jetzt. Der Kontakt zu Diego Alessandro De Brita Dias (22) kam durch dessen Spielervermittler und via RHCV-Trainer Alejandro Rodriguez zustande. Videomaterial überzeugte die Vordemwalder. Pelayo Ramos (22) gastierte im Rahmen des Wäudler Cups mit seinem damaligen Verein RESG Walsum (De) in Vordemwald. Bei jenem Vorbereitungsturnier erfolgten erste Gespräche, bald war der Wechsel perfekt. «Die beiden sind jung und motiviert, wollen etwas erreichen», sagt Braun.

Bewusst suchte der RHCV nach jüngeren Ausländern als bisher. «Alberto Garcia hat uns letzte Saison viel gebracht. Er war der Spielmacher, der Chef auf dem Platz, alles war auf ihn ausgerichtet. Als er verletzt ausfiel, klaffte eine grosse Lücke, die wir nicht einfach schliessen konnten», blickt der Vereinspräsident zurück. Die Vordemwalder verpassten den Aufstieg.

Mit Youngsters, die sich besser ins Teamgebilde einfügen, klappe es heuer vielleicht mit der Promotion, hofft Christoph Braun. Dies würde die Nachhaltigkeit des Söldnereinsatzes verstärken: «Es wäre eine Win-win-Situation. Wir geben jungen Ausländern die Chance, sich zu etablieren, auch unsere Jungen – und die Routiniers profitieren von ihrem Können, und wir haben sportlich Erfolg.»