Berufsmatura Maschinenbau: Wann bricht ein Stahlträger?

Häuser, Brücken und Maschinen bestehen aus Balken oder Trägern – «Wie weiss ein Ingenieur, was für eine Dicke ein Träger für das zweite Stockwerk oder welche Höhe der Rahmen eines Lastwagen-Aufliegers haben muss, damit er dem auf ihm lastenden Gewicht standhält?» Diese Frage haben sich zwei Zofinger Berufsmaturanden gestellt. Stefan Strasser, Polymechanik-Lernender bei der Richard AG in Murgenthal und Michael Schmid, Konstrukteur-Lernender bei Müller Martini in Zofingen, machten das Thema zu ihrer Matur- respektive Projektarbeit. «Die Berufsmaturanden der Abteilung Maschinenbau arbeiten während rund neun Monaten an einem Projekt, in dessen Rahmen sie selbstständig ein Produkt entwickeln und die einzelnen Schritte in einer Facharbeit dokumentieren», sagt Mathias Richner, Konrektor der Berufsfachschule Zofingen.

Entstanden ist eine Biegespannungsmessvorrichtung – was ist das? Die angehenden Berufsmaturanden stellen die Gegenfrage: «Haben Sie sich auch schon gewundert, dass sich das Sprungbrett vor dem Sprung verbiegt und nach dem Absprung wieder gerade wird?» Mit ihrer Vorrichtung könne dieses Materialverhalten an verschiedenen Werkstoffen gemessen werden.

Eine Biegespannungsmessvorrichtung – die gab es an der Berufsfachschule bereits. «Allerdings eine analoge, was zum Beispiel die Gefahr von Ablesefehlern in sich birgt», sagt Michael Schmid. Und Stefan Strasser ergänzt: «Wir haben die Messvorrichtung neu aufgebaut und mit moderner Technologie ausgestattet.» Diese wird künftig im Unterricht eingesetzt und den Lernenden den Einstieg in die Festigkeitslehre erleichtern. «Was ist elastischer, ein rundes oder quadratisches Profil – Stahl oder Aluminium? Um solche Fragen klären zu können, wird ein Werkstück in einer Haltevorrichtung eingespannt und Mithilfe eines Elektrohubzylinders im elastischen Bereich verformt. Die Werte für Kraft und Weg werden mit Sensoren gemessen und auf einem Display angezeigt», erklärt Schmid.

Bis es allerdings so weit war, hatten die beiden angehenden Berufsleute bei der Konstruktion und Fertigung des Geräts die eine oder andere Hürde zu nehmen. «Diese wurden genommen, indem wir unsere während der bisherigen Ausbildung erlangten Fähigkeiten optimal nutzten», sagt Strasser. «Als angehender Konstrukteur erfuhr ich in der Praxis, wie ich meinem Kollegen seine Arbeit als Polymechaniker erleichtern konnte und lernte viel zum Thema Produktion hinzu», schildert Schmid die Zusammenarbeit.

Schmid – der wie sein Kollege Strasser ein Bergsportler ist – möchte nach Abschluss der Lehre die Fachhochschule besuchen. Strasser, ein grosser Aviatik-Fan, denkt vorderhand eher in Richtung einer zusätzlichen Berufsausbildung im Fliegerei-Bereich.