
Wie das Automobil die Region nachhaltig veränderte
Markus Hofmann verfügt als Automobilhistoriker, Fahrlehrer, Reiseleiter für Automobilfachreisen, Motorfahrer in der Armee und mehrfacher Buchautor ein breit abgestütztes Wissen über dieses Thema. Daher konnte der Sekretär der Historischen Vereinigung (HVZ), Marco Arni, mit ihm einen ausgewiesenen Referenten vorstellen.
Faszinierend war, wie sich Wort und Illustration ergänzten und zu einer eindrücklichen Übersicht verhalfen. Das bewies gleich das erste Bild, wo 1935 in der Vorderen Hauptgasse ein einziges Auto zu sehen ist. Ab 1966 war sie als Einbahnstrasse meistens vollgestopft mit Fahrzeugen. Das änderte sich 1996, als diese Schlagader der Stadt zur verkehrsberuhigten Zone erklärt wurde.
Sprunghafter Start des Postautos
Auch nach der Eröffnung der Bahnlinie Olten–Emmenbrücke 1856 konnte sich in den ländlichen Gegenden eine von Pferden gezogene Postkutsche noch 50 Jahre halten. Ab dem 5. Mai 1906 bot die neue gegründete Automobilgesellschaft Zofingen täglich sechs Kurse von Aarburg über Zofingen nach Brittnau an. Die beiden Autos der Marke Martini hatten je zehn Sitz- und sechs Stehplätze an.
Ab dem 19. August 1906 wurde das Angebot um täglich drei Kurse vom alten Postplatz in Zofingen (heute Bahnhofplatz) über Strengelbach nach Vordemwald erweitert. Als Brittnau zusammen mit Wikon am 1. Mai 1910 einen Bahnhof erhielt, rentierte der Kurs zur Brittnauer Kirche nicht mehr, neu bekam nun Rothrist eine Postautoverbindung. Die Automobilgesellschaft erhielt ab 1915 neu die Bezeichnung Aarburg-Zofingen-Vordemwald. 1927 übernahm die PTT die Linie Zofingen-Vordemwald und setzte die Firma Lässer in Zofingen als Halter ein, 1932 übernahm Walter Tschannen (Vordemwald) diese Funktion. Der Fahrzeugbestand vergrösserte sich laufend und das Netz wurde dichter. Das löste 1977 die Überführung des ganzen Netzes in den Regionalbus Wiggertal mit 19 Mitgliedergemeinden unter der Betriebsführung der PTT aus. Die ausführenden Unternehmer waren Tschannen, Bossard, Troxler und Peter. Am 10. Dezember 2006 übernahm das Konsortium SBB/BDWM alle Linien unter der Bezeichnung Wiggertalbus. Schon am 10. Dezember 2017 ging die Konzession an die BDWM Transport AG/Limmatbus AG Betrieb Zofingen (ohne SBB) mit einer Flotte von heute 22 Linienbussen.
Auch im Sektor Blaulichtorganisationen – gemeint sind damit Feuerwehr, Polizei, und Sanität – fand ein ständiger Anschluss an die Mobilität durch Motorisierung statt. Wiederum konnte Markus Hofmann die Entwicklung mit einer Fülle von Fotos dokumentieren: Die Feuerwehr Zofingen rüstete auf mit Schlauchverleger, Tanklöschfahrzeug, Pulverlöschfahrzeug, Universallöschfahrzeug bis zur imposanten Fahrzeugflotte im Gerätemagazin an der Funkenstrasse.
Zu sehen war auch die Motorisierung der Chemiewehr Siegfried (Neubau 2017) und der ehemaligen Betriebsfeuerwehr Ringier (jetzt Interventionsgruppe Flora), die ihre Einsatzmittel auf dem aktuellen Stand halten.
Interessant ist die Motorisierung der Kantonspolizei. Sie begann erst ab 1970 mit der Eröffnung der ersten Autobahnen. Vorher stand ihr das Fahrrad oder ein Privatauto zur Verfügung. Danach war aber nur ein «Jaguar» gut genug. Die Stadtpolizei rückte 2004 mit einem Volvo und 2005 mit einem BMW aus und die Regionalpolizei kann sich einer Flotte von fünf speziell ausgerüsteten Volvos bedienen.
Das Spital Zofingen erhielt 1898 den ersten Krankentransportwagen, seit 2017 ist es in die Rettung West eingebunden. Die Schweizer Armee begann mit der Motorisierung im Ersten Weltkrieg. Zeugnis davon legte etwa ein Dutzend auf dem Thutplatz parkierte Militärfahrzeuge ab. Das Bild, wo dort ein einziges Auto parkierte, dürfte wohl einzigartig sein. Schliesslich wies Markus Hofmann nach, dass früher viele Zofinger Firmen über eigene Lastwagen und Transportfahrzeuge verfügten, was heute bei Grossbetrieben nicht mehr der Fall ist. Viel Aufmerksamkeit fand zum Schluss die Bilderfolge von Zofingen einst aus dem Stadtarchiv und der Sammlung von Guido A. Zäch.