
Aargauer Regierung will Löhne der Kantonsschul-Lehrer nicht kürzen
Gleich zwei Vorstösse reichte Grossrat Sander Mallien (GLP) zu den Aargauer Kantonsschulen ein. Er hatte suboptimale Strukturen und begrenzte Ressourcen ausgemacht und den Regierungsrat gefragt, ob da nicht ein gewisser Optimierungsbedarf betreffend strategischer und operativer Führung bestehe. Konkret zielte Mallien auf die Rektoren, die, einmal im Amt, «sehr grosse Freiheiten geniessen, hingegen kaum Unterstützung erhalten».
In einem zweiten Postulat kritisierte Mallien den «Wildwuchs» an den Aargauer Kantonsschulen: Die einzelnen Schulen genössen zu viele Freiheiten, um individuelle Steckenpferde zu reiten. Es gebe zu viele Doppelspurigkeiten; Mallien stellte gar die Standorte Zofingen und Wohlen infrage. Schliesslich erkundigte er sich nach den Optimierungs- und Sparpotenzialen an den Aargauer Mittelschulen.
Kosten pro Schüler sinken
In seiner Antwort hält der Regierungsrat fest, dass bereits jetzt überall, wo es möglich und sinnvoll ist, Synergien zwischen den Schulen genutzt werden. So werden etwa eher wenig nachgefragte Schwerpunktfächer wie Latein, Französisch, Italienisch oder Musik sowohl an den Aarauer Kantonsschulen als auch in Baden/Wettingen je gemeinsam geführt.
Weil die Gymnasien keine unterschiedlichen Profile haben, ist es auch möglich, einzelne Schülerinnen und Schüler aus schulorganisatorischen Gründen einer andern als der Wunschschule zuzuweisen. Dieser Fall tritt bisher relativ selten ein: Rund 98 Prozent der Schülerinnen und Schüler können ihre Wunschschule besuchen.
Die Palette der angebotenen Fächer, die Qualität des Unterrichts und die hohen Leistungsanforderungen machten die Aargauer Gymnasien attraktiv. Und das sei genau die Absicht des Regierungsrats. Und dass die Qualität stimme, zeige auch die hohe Erfolgsquote von Aargauer Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an den internationalen Wissenschaftsolympiaden, aber auch die überdurchschnittliche Erfolgsquote der Aargauer Studierenden an den Universitäten.
Dass die Aargauer Kantonsschulen bereits jetzt effizient geführt werden, zeigt sich auch an deren Kosten. So sind die Kosten pro Schüler an der Mittelschule in den vergangenen fünf Jahren stetig leicht gesunken, und zwar von 19’150 Franken pro Schüler im Jahr 2013 auf 18 379 Franken im Jahr 2017.
Lohnsenkung ist kein Thema
Im Gegensatz zu Sander Mallien sieht die Regierung auch bei der Führung der Kantonsschulen keinen direkten Handlungsbedarf: «Der Regierungsrat erachtet zurzeit eine Anpassung der Führungsstrukturen als nicht notwendig.» Die Qualität der Arbeit der Rektoren werde in der Führungskonferenz, in der monatlich stattfindenden Rektorenkonferenz und situativ bei alltäglichen Fragen, in der Projektarbeit und im persönlichen Dialog thematisiert, beurteilt und gewürdigt.
Gar nicht einverstanden ist der Regierungsrat mit Malliens Aussage, dass die Rektoren in der Regel ihre komplizierte Führungsaufgabe nur unbefriedigend wahrnehmen könnten. So werde etwa durch die Delegation von Führungsaufgaben an die Prorektoren die Belastung der Rektoren reduziert. Zudem sei die Organisation an einer Kantonsschule nicht direkt vergleichbar mit Hierarchien und Führungsstrukturen in der Privatwirtschaft.
Mallien möchte weiter wissen, ob die Regierung auch der Ansicht ist, dass besser angeführte und zufriedenere Lehrpersonen auch mit weniger Lohn bei der Stange zu halten wären und dass in diesem Bereich der Bildungsausgaben noch ein mittelgrosses Sparpotenzial vorhanden ist.
Auch hier ist der Regierungsrat dezidiert anderer Meinung. Er stellt keinen Mangel in der Führung der Lehrpersonen fest, dessen Aufhebung durch eine Lohnsenkung ausgeglichen werden könnte; entsprechend sieht er im Bereich der Löhne auch kein Sparpotenzial. Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass Lehrpersonen in die Privatwirtschaft abwandern, nähme bei einer Senkung der Löhne zu.