«Self Storage»: In Trimbach kann man seine Sachen «amerikanisch» einlagern

Der Auktionator lässt von seinem Gehilfen das eiserne Schloss am überdimensionalen Schiffscontainer mit einer massiven Zange knacken. Mit ihm wartet eine ganze Gruppe Männer und Frauen auf exakt diesen Moment: Das Tor geht auf und der ganze Inhalt des Containers kommt zum Vorschein. Was ist wohl in dieser Kiste drin? Welches Objekt versteckt sich hinten in der Ecke? Wie viel ist der Inhalt wohl wert?

Dann geht die Party erst richtig los. Es wird geboten, was das Zeug hält: «Das Einstiegsgebot liegt bei 1000 Dollar. Wer bietet 1000 Dollar?», fragt der Auktionator in die Runde. «Hier!», schreit ein Auktions-Teilnehmer. «1100», ein anderer. So geht es weiter, bis der Auktionator nach hitzigen, sich überbietenden Wortgefechten schliesslich den Hammer schwingt und ruft: «Verkauft für 5000 Dollar an den Herrn mit dem roten Kapuzenpullover.» Das Ganze wird von einem Kamerateam aufgenommen, in den USA ausgestrahlt und später für deutsche und Schweizer TV-Sender synchronisiert und gezeigt.

Zwei Firmen, eine Familie
Ganz so hitzig geht es in den Trimbacher «Self Storage»-Mietboxen nicht zu und her. Roland Küpfer, der 27-jährige Betreiber, gibt aber zu, dass er sich von den amerikanischen Fernsehsendungen habe inspirieren lassen: «In der Schweiz gab es diese Boxen lange nur in den grossen Städten, da haben wir uns gefragt, wieso nicht auch in Trimbach?»

Gemeinsam mit seiner Familie betreibt er das Bowlingcenter Trimbach. Die Boxen befinden sich im gleichen Gebäude wie das Freizeitcenter. «Es sind zwei unterschiedliche Firmen, aber es stecken die gleichen Leute dahinter», berichtet Küpfer. Seit einem Jahr sind die Mietobjekte auf dem Markt. Derzeit seien drei Viertel der total 18 Boxen vermietet.

Wer sich also fragt, ob es ein derartiges Angebot braucht, dem muss geantwortet werden: Ja, die Nachfrage scheint auch hierzulande vorhanden zu sein. Die Kundschaft stammt laut dem Betreiber aus dem Grossraum Olten und sei älter als 28 Jahre. «Bislang haben wir nur positive Rückmeldungen von den Mietern erhalten.»

Die Halle, in der die Mietboxen untergebracht sind, wurde vorher vom mittlerweile insolventen Möbelgeschäft Schibli genutzt. Wie viel der Umbau gekostet hat, will Küpfer nicht verraten, sagt aber, dass sie viel selbst gemacht hätten.

In den Schiffscontainern oder «Self Storage»-Boxen in Amerika findet sich so manche Trouvaille: moderne Jet-Skis, ein antikes Karussell, eine komplette Inneneinrichtung für ein Kampfsport-Studio. Und wie sieht es in Trimbach aus? «Wir haben hier ganz alltägliche Gegenstände», berichtet der Jungunternehmer und meint damit Möbel, Matratzen und Ähnliches.

Was in den Abteilen gelagert werden darf, ist in den Mietverträgen genau deklariert: kein radioaktives Material, keine explosiven Sachen, keine illegalen Substanzen. «Manche Kunden nutzen ihr Abteil als Zwischenlager während eines Hausumbaus, für andere ist es eine zusätzliche Ablagefläche. Auch Studenten, die für einige Monate im Ausland weilen, nutzen die Boxen als Zwischenlagerungsmöglichkeit.»

Einmal ein unangenehmer Mieter
Auch von Unternehmen würden die Lagerungsmöglichkeiten genutzt. «Jemand hat hier ungeröstete Kaffeebohnen gelagert», verrät Küpfer. Schlechte Erfahrungen habe er bislang nur einmal gemacht, ansonsten seien es ausschliesslich angenehme Mieter. «Ein Kunde bezahlte seine Rechnungen nicht. Sein Abteil war jedoch leer, sodass wir es nach mehreren Mahnungen nicht räumen mussten.»

Was er denn gemacht hätte, wenn das Abteil genutzt worden wäre? «Ich habe mich damals mit anderen ‹Self Storage›-Betreibern kurzgeschlossen und sie haben mir ihre Vorgehensweise in solchen Fällen erklärt: Wertvolles verkaufen sie auf Internetplattformen, wertlose Dinge werden entsorgt.»

Zu einer Auktion, wie sie in den USA gepflegt wird, wäre es also nicht gekommen.