
Mit den Phonauten zu Antidepressionsmusik
Astronauten und Phonauten haben eines gemeinsam: Sie stossen vor in bislang unbekannte Atmosphären. Die einen in ausserirdische, die anderen in die zwiespältigen und unsinnig-sinnigen des Alltags. Die Band Pasquale Aleardi & Die Phonauten hat aus diesem gefährlichen Spannungsfeld eine «Antidepressionsmusik» entwickelt. Ausser dem Schweizer Pasquale Aleardi mit italo-griechischen Wurzeln haben daran auch die Phonauten Jörg «Spike» Hamers und Marc «Mary» Leymann mitgewirkt.
Die «Antidepressionsmusik» ist eine mitreissende Mischung aus Soul, Pop und Funk. Die Texte zu den Eigenkompositionen vermitteln mit doppelbödigen Aussagen einen tiefsinnigen Blick auf Zwischenmenschlichkeiten. Darin einbezogen war von Anfang an auch das Publikum. Pasquale Aleardi stellte klar, dass «quale» nichts mit Qualen zu tun habe. Das Gegenteil war der Fall. In den witzigen Dialogen mit dem Publikum blieb offen, ob es nun spontane Improvisationen oder einstudierte Reaktionen waren, vermutlich beides. Jedenfalls sind sie gelungen, ob beim Mitsingen oder bei einem Versuch mit der sogenannten Nasenflöte, einem Exklusivinstrument der Band. Eine Umfrage über den Anschluss an das Internet (grosse Mehrheit), Facebook (häufig) und Instagram (selten) zeigte, dass in Zofingen und Umgebung der digitale Wahn (noch) nicht ausgebrochen ist.
Bodypercussion und Nasenflöten
Im ersten Teil des Programms standen Titel wie «Retro», der von einem übertriebenen Ego handelte, «Illusionen» beschrieb Sehnsüchte, in «Eine kleine Reise» schnippte das Publikum sofort gekonnt mit den Fingern mit, «Onkel Doktor» war mit einer Erklärung der Krankenkassenleistungen versehen und von Marc «Mary» Leymann erfuhr man, wie sein Haarschnitt zur Jugendzeit entlang eines über den Kopf gestülpten Topfes erfolgte. Er gab sich als multitalentierter Musiker vorwiegend auf der Gitarre zu erkennen, zeigte aber auch, dass er souverän mit der Querflöte umgehen kann.
Jörg «Spike» Hamers war die treibende Kraft im Rhythmus, setzte mit den Füssen die Trommelschlägel in Gang und schlug mit der rechten Hand kräftig auf die Resonanzdecke seiner Gitarre oder auch auf die Oberschenkel. Pasquale Aleardi erwies sich nicht nur als ein international erfolgreicher Schauspieler, sondern auch als hervorragender Sänger und Entertainer. Seine Reden waren eine Art schneller, rhythmischer und markanter Sprechgesang, auch Rap genannt. «Schön dich zu sehen», verkündete er und unterstrich dies mit der Nasenflöte. Auf diesem Instrument ist er ein Einzelgänger. «Mit der Nase wird die Luft geblasen und mit dem Mund der Ton geformt. Wenn man das hinkriegt, ist man einfach glücklich!» Ein Test im Publikum zeigte, dass dies auch Anfängern mit einem Ton gelingen kann.
Raffinesse in Text und Musik
Wie ausgeklügelt und punktgenau die Band aufeinander abgestimmt ist und dabei immer locker und cool bleibt, zeigte sich auch im zweiten Teil. In «Maurizio» verkündete Pasquale Aleardi schallend «Ohne Frauen bin ich leer, deshalb brauch ich immer mehr». Der wegen seiner dunklen Haarpracht auch «Black Beauty» genannte Schöne suchte immer wieder die Nähe zum Publikum und fand dort spontan Aufnahme. Das Besondere daran ist, dass er auf witzige Weise vorgeht und stets intelligent bleibt.
Weitere Titel waren «Rangehn» («Da musst du rangeh’n, die musst du dir anseh’n») und das Gegenteil dazu in «Du bist frei», auch «Scheidungshymne» genannt: «Dass du weisst, es ist vorbei.»
Hinterfragt wurden auch «Braun wie James», «Was ist ein Mann?» und «Azzurro», wo sich Pasquale Aleardi an seine zweite Heimat Italien erinnert und dabei einige Zweifel aufkommen. Aus dem Recorder ertönten die ersten Takte von «Why did you do it?». Hier und in den restlichen Nummern konnte das Trio nochmals so richtig zeigen, wie einzigartig es ist. Doch noch nicht genug: Mit dem perfekt synchronisierten Auszug aus «Dschungelbuch» musste sich das Zofinger Publikum von den Phonauten trennen.