
Zum Abschied von Bernhard Frei kamen 130 Fans – GALERIE
1977: Kurt Furgler wird Bundespräsident; in Deutschland wütet die RAF; Elvis stirbt. Das alles ist lange her, sehr lange. 1977 ist auch das Jahr, in dem Bernhard Frei in die Neue Aargauer Bank (NAB) eintritt. Über zwei Jahrzehnte lang leitet Frei später mit Geschick und Kompetenz die NAB-Niederlassung Zofingen. Nun, Ende Oktober, geht er in den Unruhestand.
Zum Abschied und zur Stabsübergabe an seinen Nachfolger Robin Wasser kamen am Donnerstagabend 130 Frauen und Männer ins Hotel Zofingen, eine Art Fangemeinde, oder wie es Frei selbst sagte: «Der Filz aus der Region Zofingen – also jene, die etwas bewegen.» Als Banker hat der Mann mit dem markanten Kopf so einiges gesehen. Den Strudel der Immobilienkrise in den 90er-Jahren. Der bodenlose Frust der Anleger, die in der Finanzkrise 2008 ihr Erspartes verloren. Hochzinsphasen, die Häuschenbesitzer verzweifeln liessen. Und Jahre wie die letzten, in denen billiges Geld einen unvergleichlichen Bauboom befeuerte. Egal, wie heftig der Wind blies – Frei war so etwas wie der Fels in der Brandung der Zofinger Finanzwelt; «ein Banker alter Schule mit Stil und Charme», wie es NAB-Geschäftsleitungsmitglied Roberto Belci in seiner Laudation ausdrückte. Dass die Bank zwei erfolgreiche Fonds aufgegleist habe, sei der Initiative Freis zu verdanken. Als Dankeschön überreichte er diesem ein Gemälde des Künstlers Willy Müller (1938–2003). Das Bild hing bis anhin in Freis Büro – nun darf er es in seinem Wohnzimmer aufhängen. Er wolle es nun etwas geruhsamer angehen lassen, intensiver die NZZ und das Zofinger Tagblatt lesen und sich vermehrt dem «Lagerumschlag des Weinkellers» widmen. Als langer Applaus aufbrandete, konnte Frei ein paar Tränen nicht zurückhalten – schön, wenn ein langes Berufsleben so zu Ende gehen kann.
Auch sonst gab es an diesem Abend nur positive Nachrichten, oder zumindest fast. Das Wachstum in der Schweiz sei breit abgestützt, sagte NAB-Chefökonom Philipp Knecht in seinem Wirtschaftsausblick. Auch 2019 bleibe die Konjunktur gut, mit einem Wachstum von 1,7 mit 1,8 Prozent. Dem Exportland Schweiz helfe die gute Konjunktur in ihren Exportländern. Optimistischer als andere Experten ist Knecht bezüglich Eurozone: «Sie steht besser da, als man gemeinhin meint.» Mit Zinsschritten der Europäischen Zentralbank rechnet der NAB-Chefökonom frühestens im dritten Quartal 2019, die Schweizerische Nationalbank werde erst später folgen: vielleicht Ende 2019, aber «eher im 1. Quartal 2020». Die Zinswende könnte für Besitzer von leerstehenden Wohnungen gefährlich werden – und diese Zahl nimmt ja stetig zu. Mit Anlagen in diesem Bereich rate er deshalb zur Zurückhaltung, so Knecht.