Hier hausten vor gut 2000 Jahren Kelten

Im Gebiet Baumgarten in Egolzwil untersuchen Kantonsarchäologen zurzeit eine seltene keltische Fundstelle. Die Grabung dauert noch bis Ende Oktober. Danach beginnen die Bauarbeiten für einen Neubau von drei Doppeleinfamilienhäusern. Ein fünfköpfiges Team um den stellvertretenden Kantonsarchäologen Ebbe Nielsen hat auf einer Fläche von hundert Quadratmetern die Überreste eines abgebrannten Hauses freigelegt und einen vier Meter breiten Weg entdeckt. Ferner fanden die Archäologen Keramikscherben, Tierknochen, verbrannte Hausreste und eine sogenannte Fibel, ein Schmuckstück aus Bronze, deren Ursprung spätkeltisch und auf die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts vor Christus zurückzuführen sei, sagt Nielsen auf Anfrage dieser Zeitung.

Die spätkeltische Siedlungsstelle liegt auf der Anhöhe am Rande des ehemaligen Wauwilersees. Dass die Kelten in der Gegend gesiedelt haben, war bereits anhand von Opferfunden aus dem ehemaligen See bekannt, sagt der Archäologe. Nun können zum ersten Mal auch Siedlungsspuren festgestellt und untersucht werden.

Die Fundstelle zeige, dass bereits die Kelten ein Strassennetz in der Gegend hatten, sagt Nielsen. Zudem liefere sie neue Erkenntnisse, wie und wo die Kelten gesiedelt hätten und was in der Zeit vor den Römern passiert sei, sagt Nielsen. «Die Tatsache, dass das Gebäude abgebrannt ist, könnte besonders interessant sein.» Julius Cäsar habe in seinem Buch über den Gallischen Krieg erwähnt, dass die Helvetier bei ihrem Auszug im Jahre 58 vor Christus ihre Siedlungen und Städte abbrannten, sagt Nielsen. Indessen könne Dorfbrand aber auch nur eine Brandkatastrophe belegen, ergänzt Nielsen. Nichtsdestotrotz habe die Siedlung in einer äusserst spannenden Phase der Schweizer Geschichte existiert.

Kelten in Luzern wenig erforscht

Die Grabungsergebnisse sind laut Nielsen auch deshalb so wichtig, weil die Keltenzeit im Kanton Luzern wenig erforscht ist. «Es herrscht im Vergleich zu anderen Kantonen eine grosse Forschungslücke.» In den Kantonen Zürich, Bern und Waadt werde wahrscheinlich intensiver Archäologie betrieben, mutmasst Nielsen.

Da nur wenig Zeit und Geld für die Ausgrabungen zur Verfügung stünden, wurde die Fundschicht in Kesseln abgefüllt und soll später auf weitere Funde untersucht werden. «Wir hätten gerne eine grössere Fläche untersucht», sagt Nielsen. Sie hätten aber mit Sicherheit den ergiebigsten Teil überprüft.