Spektakulärer Fund von nationaler Relevanz ist nur für kurze Zeit zu bestaunen

(Bild: Raphael Nadler)
(Bild: Raphael Nadler)
(Bild: Raphael Nadler)
(Bild: Raphael Nadler)

Grosse Überraschung in der Altstadt Zofingen: Bei den Sanierungsarbeiten am Platz unterhalb des Pulverturms sind die Grundmauern des Oberen Badehauses der Zofinger Altstadt zum Vorschein gekommen. «Aufgrund von alten Katasterplänen wussten wir, dass sich dort ein Gebäude befunden hat. Wir wussten aber nicht, ob die Grundmauern noch im Boden sind oder nicht», sagt Reto Bucher von der Kantonsarchäologie. Der Platz sei keine Schönheit mehr gewesen und habe beim Unwetter im letzten Jahr arg gelitten, sagt der zuständige Stadtrat Andreas Rüegger. «Wir sind davon ausgegangen, dass sich allfällige archäologische Überreste weiter unter der Oberfläche befinden und von der Sanierung nicht berührt werden.» Dem war nicht so. Seit Anfang letzter Woche und noch bis Ende nächster Woche wird darum die Kantonsarchäologie die Fundstelle genau untersuchen.

Grundmauern aus 1545
Eine Obere Badestube ist in Zofingen seit 1364 historisch überliefert (Stadtgeschichte von Edit Hunziker). Diese wurde 1545 neu errichtet «nüw gemureten hus». Bei den nun aufgedeckten Resten wird es sich um dieses Gebäude handeln, eventuell stehen die älteren Schichten jedoch in einem Zusammenhang mit dem «Vorgängerbau». Die Liegenschaft wurde vor 1880 vermutlich aus Platzgründen abgerissen. Badestuben dienten vor allem der Körperhygiene. Einfache medizinische Anwendungen, wie das Schröpfen, wurden hier ebenfalls verrichtet. Oft ebenfalls auch als Waschhäuser genutzt, wurden Badestuben in der Regel durch fliessende Gewässer, hier durch den Stadtbach, alimentiert. Neben dem Waschhaus (1799 Wachthaus) am Thutplatz gab es im 17. Jahrhundert auch noch die Untere Badestube, die 1630 hinter dem heutigen Restaurant Asian Garden errichtet wurde. Das letzte Zofinger Volksbad befand sich in der Stadtsaalturnhalle und wurde bis Anfang der 1970er Jahre geführt. Gemäss Zofinger Neujahrsblatt wurden im Jahr 1965 noch 2790 Duschen und 1975 Wannenbäder benützt.

Von nationaler Relevanz
Da eine Badeanstalt keine schöne Ecke war, ist es nicht erstaunlich, dass kein Bild der Oberen Badeanstalt gefunden werden konnte. Auch wurden keine baulichen Strukturen, welche mit den früheren Zofinger Badetätigkeiten in Zusammenhang stehen, erhalten. Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz sind bisher erst fünf städtische Badestuben in Chur, Malans, Winterthur, Willisau und Zürich ergraben und untersucht worden. Viele andere sind nur aus schriftlichen Quellen bekannt.

Die Obere Badestube in Zofingen ist entsprechend von nationaler Relevanz, was die Erforschung des mittelalterlichen und neuzeitlichen öffentlichen Badewesens anbelangt. Trotzdem wird die Fundstelle nicht öffentlich zugänglich gemacht. «Das wäre mit Kosten verbunden, weil die Fundstelle durch ein Dach entsprechend geschützt und anschliessend regelmässig unterhalten werden müsste. Ausserdem wäre dadurch der Zugang zur Gerbergasse nicht mehr möglich», erklärt Stadtrat Andreas Rüegger. Darum wird die Fundstelle der Badestube nach Abschluss der archäologischen Untersuchungen wieder zugeschüttet und so für die Nachwelt konserviert. Die geplanten Sanierungsarbeiten werden anschliessend fortgesetzt, allerdings mit einem angepassten Bauprojekt. Die Leitungen werden angepasst, damit diese nicht durch die archäologischen Fundamente führen. Ausserdem muss auf den Baum verzichtet werden, der auf dem Platz hätte gepflanzt werden sollen. «Vielleicht stellen wir dafür eine Infotafel auf, die über die Badestube informiert», sagt Andreas Rüegger. «Schliesslich ist der Fund in der Zofinger Altstadt doch sehr spektakulär.» Anschliessend wird der Platz wie ursprünglich geplant mit Bsetzistei gepflastert – bis vor den Sanierungsarbeiten war der Platz das letzte Stück asphaltierte Fläche in der Altstadt. Der Abschluss der Sanierung verzögert sich aufgrund der Grabungsarbeiten der Kantonsarchäologie um drei bis vier Wochen. Welche finanziellen Folgen auf die Stadt zukommen, sei noch nicht klar, so Rüegger.

Eine öffentliche Führung unter der Leitung der Kantonsarchäologie findet am Donnerstag, 25. Oktober um 17.30 Uhr vor Ort statt.