
Nach 120 ökumenischen Morgentreffen ist Schluss
Um es vorwegzunehmen: Das ist keine Zoff-Geschichte, obwohl es so aussehen könnte. Nach 20 Jahren geht eine Ära zu Ende. Das dreiköpfige Vorbereitungsteam des ökumenischen Morgentreffens hat seinen Rücktritt bereits vor einem Jahr angekündigt. «Alles hat seine Zeit» – die Einladung der Aarauer Psychotherapeutin und Theologin Rosmarie Wipf im August zu diesem Thema war kein Zufall. Reformiertes und Katholisches Pfarramt sind daran, eine Nachfolgelösung zu finden.
Sechs Veranstaltungen pro Jahr
Das Morgentreffen ist Marianne Studlers Kind: Sie hat das Morgentreffen vor 20 Jahren initiiert, stets mit Vertreterinnen beider Konfessionen. Von katholischer Seite stiessen Etelka Rüegger vor 15 und Cinzia Michel vor 6 Jahren zum aktuellen Team. «Das Jubiläum ist ein guter Zeitpunkt, unsere Arbeit abzuschliessen», sagt Marianne Studler. Pro Jahr fanden sechs Veranstaltungen statt, das ergibt 120 in 20 Jahren.
Vor dem Morgentreffen gab es einen Frauenmorgen der reformierten Kirchgemeinde. «Ich wollte etwas Neues, konfessionsunabhängiges aufbauen», umschreibt die Initiantin ihre Motivation. Offene Themen, alle sollten willkommen sein, auch Männer: «Deshalb der neutrale Name, Morgentreffen.»
Spiritualität im Alltag
Marianne Studler erinnert sich noch ans erste Morgentreffen, das sich mit dem Zuhören und dem Gehör beschäftigt hat. Das fand in der Kirche statt mit feierlichen Orgelklängen, aber auch einem Vortrag über die Entwicklung des Gehörs. «Programmatisch», sagt sie rückblickend, denn es habe immer etwas zum Zuhören gegeben, und das thematisch breit gefächert: Religion, Spiritualität, Mystik, Psychologie, Philosophie, Literatur, Musik. «Und Qigong, eine chinesische Meditationsform», ergänzt Etelka Rüegger. Die Verbindung von Alltag und Spiritualität zeigte der Anlass «Kann Abstauben Beten sein?»
«Frauen zwischen 40 und 50 gehören bei uns zu den Jungen», sagt Etelka Rüegger. In den Anfängen habe man noch die Betreuung von Kindern organisieren müssen. Das Publikum ist mit den Organisatorinnen älter geworden. Zeiterscheinung? Überangebot? Anderseits zogen etliche Themen zu Marianne Studlers Freude auch Leute aus anderen Gemeinden an. Finanziert wird das Morgentreffen von den beiden Kirchgemeinden, einer Kollekte und bei Bedarf vom Gemeinnützigen Frauenverein.
Bereichernde Zeit
Etelka Rüegger schätzte die Freiheit bei der Wahl der Referenten. Und auch Cinzia Michel erinnert sich an die anregende Zeit der Programmierung: «Man hatte etwas aufgeschnappt, hat sich ausgetauscht.» Jeweils zwischen Sommer- und Herbstferien haben die drei Frauen das Programm des nächsten Jahres zusammengestellt. An der letzten Veranstaltung des Jahres im Dezember wurde jeweils das neue Programm verteilt. Dieses Jahr ist das anders. Es gibt noch kein Programm 2019. Die drei Frauen blicken auf eine bereichernde Zeit zurück. «Als Neuzuzügerin lernte ich Leute kennen», sagt Etelka Rüegger. Immer wichtig war die Dekoration. «Ein Highlight für mich», sagt Cinzia Michel, «Freude machen, macht Freude.» Nicht nur die Dekoration, sogar den kleinen Imbiss stimmten die drei Frauen jeweils auf die Veranstaltung ab. Ein roter Faden. Der Lohn: Komplimente. «Es ist gut, wie wir das machen», sagt Marianne Studler. Das Präsens ist gerechtfertigt, denn am Freitag, 19. Oktober, ist ab 9 Uhr im reformierten Kirchgemeindehaus die Schlussveranstaltung mit musikalischen Sagen und Geschichten, dargeboten von Charlotte Widmer.