
Bier-Burger oder Whisky-Würste? – aus dem «Fuetter Truckli» kommt alles selbst gemacht
Familie Hagmann
36 Jahre lang betrieben Kathrin und Fritz Hagmann ihre Metzgerei und das Catering an der Dorfstrasse 4 in Starrkirch-Wil. Ende September war es soweit: Die Metzgerei Hagmann schloss für immer ihre Türen. Fritz Hagmann – er ging in Pension – suchte lange nach einem Nachfolger. Die Liegenschaft mit der Metzgerei und einer Wohnung steht zum Verkauf. Der Sohn, Mike Hagmann, wird zusammen mit Daniela Hofmann das altbekannte Catering in einer anderen Form weiterführen: Mit ihrem Food Truck verkaufen sie an Events und Konzerten die Bier-Burger und Whisky-Würste, die bereits in der Metzgerei Verkaufsschlager waren. (sil)
Individuell, selbst gemacht und ein bisschen anders, als gewohnt. So beschreiben Mike Hagmann und Daniela Hofmann ihr Konzept für ihren Food Truck, den sie liebevoll «Fuetter Truckli» nennen. Sie wollen in ein Marktfeld einsteigen, in dem sich Burger-Food-Trucks, Sushi-Stände und Wurstbuden bereits gegenseitig zu übertrumpfen versuchen.
Hagmann sagt: «Uns ist bewusst, dass wir mit unserem Angebot keineswegs das Rad neu erfunden haben.» Aber mit ihren selbstkreierten und handgemachten Burger, Würsten und Desserts könnten sie dem Kunden etwas besonderes bieten.
Die Rezepte für die Bier-Burger und Whisky-Würste stammen aus der Feder von Koch Mike Hagmann, die Burgerbrötchen werden eigens von einer Bäckerin hergestellt, das Gemüse holen sie in Olten bei «B-Waren Gemüse» ab, die Desserts werden von Daniela Hofmann kreiert.
Noch steckt das «Fuetter Truckli» in den Kinderschuhen, sagt Hofmann, während sie die Klappe des Food Trucks öffnet. Die rosa Streifen an den Seiten des Autos müssen weg. Stattdessen soll ein grosser Totenkopf das Fahrzeug zieren. Hofmann: «Der Wagen war vorher ein Pasta-Food-Truck.» Seit Ende September setzt das Paar nun seine Geschäftsidee um. «Wir haben unseren Food Truck aber erst drei Mal geöffnet» Und doch: Jedes Mal sei es ein voller Erfolg mit gutem Feedback gewesen.
Möglichst wenig Abfall
Ihr «Fuetter Truckli» will denn auch nicht so sein wie andere Food Trucks, die man an Street-Food-Festivals antrifft. Hagmann: «Ich weigere mich strikt gegen eine Fritteuse. Pommes wird es bei uns also nicht geben.» Dafür könnten die Kunden zum Burger Coleslaw-Salat bestellen. Und neben Coca Cola und Bier stehen auf der Getränkekarte auch Eigenkreationen: «Wir wollen lieber selbst gemachte Limonaden und Schnäpse anbieten», sagt Hofmann.
Während sich ihr Partner den salzigen Genüssen annimmt, sei sie für die Desserts zuständig. «Ich bin mehr die Süsse», sagt die 40-Jährige. In Weck-Gläsern bekommen die Kunden Cheesecakes mit Zwetschgenkonfitüre serviert oder sie kaufen ein «Vogelnestli» direkt auf die Hand: «Wir versuchen, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren», sagt Hagmann, der in Trimbach lebt.
Zudem beziehen sie sämtliches Gemüse von «B-Waren Gemüse», die seit Kurzem die Ware von einer Garage in Olten aus verteilen. Da das Gemüse nicht den Normen der Detailhändler entspricht, wird es auf diesem Weg zu tieferen Preisen verkauft. Hofmann sagt: «Ich will nicht gedankenverloren sondern bewusst konsumieren.» Sie wollten vielmehr auf Qualität statt Quantität achten.
«Das ist mein Herzenswunsch»
Das «Fuetter Truckli» ist für den gelernten Koch Hagmann ein lang gehegter Traum: «Es ist mein Herzenswunsch, mich so ausleben und mein Handwerk präsentieren zu können», sagt der 38-Jährige. Noch arbeiten beide Vollzeit: er in einer Metzgerei in Oberflachs AG, sie als Krankenschwester in der psychiatrischen Abteilung des Johanneums in Neu St. Johann SG.
Doch würde das Paar alles aufgeben für den eigenen Food Truck? «Nein, wir wollen nicht den Druck haben, von dieser Arbeit leben zu müssen», sagt Hofmann. Aber sie könnten es sich vorstellen, das Pensum zu reduzieren, um mehr Zeit für die kreative Arbeit im «Fuetter Truckli» und die Aufträge zu haben.
Neben den Einsätzen mit ihrem Food Truck planen Hofmann und Hagmann auch zusätzliche Angebote: «Mit ‹Create your own Worscht› wollen wir die Vereine in der ganzen Schweiz ansprechen», sagt Hofmann, die in Herisau AR lebt. Mit eigenen Zutaten in der Wurst wie etwa einem Lieblingsschnaps könnte ein Vereinsanlass oder Dorffest kulinarisch aufgepeppt werden. «Ich finde es grossartig, individuell und kreativ sein zu dürfen», so die Dessert-Expertin.
Noch ist das «Fuetter Truckli» das Hobby des Paares. In jeder freier Minute tüftelt Mike Hagmann an noch geschmacksintensiveren Fleischgerichten und Saucen, während sich Daniela Hofmann mit dem Design der Flyer und Visitenkarten sowie mit dem Backen und Anrichten neuer Dessertkreationen beschäftigt. Noch fehlen das Wirtepatent und einige Bewilligungen für den Betrieb des Food Trucks. Danach steht dem «Fuetter Truckli» jedoch nichts mehr im Weg: «Wir können an Festivals und Events in der ganzen Schweiz reisen. Das Einzige, was wir immer brauchen, ist eine Steckdose», sagt Hagmann und verriegelt die Türe des noch rosarot gestreiften Food Trucks.