
Hier mache ich mich unbeliebt
Möglicherweise mache ich mich heute da und dort unbeliebt. Vor allem im Luzernischen. Dort sorgt ein Gesetzesartikel seit Jahren für Unmut. Es geht ums sogenannte Tanzverbot. Das ist zwar seit 2009 formell abgeschafft. Aber sechs Feiertage (Karfreitag, Ostersonntag, Pfingstsonntag, Bettag, Weihnachten, Aschermittwoch) sind nach wie vor mit einem Partybann belegt. In Beizen und Klubs ist um 0.30 Uhr Schluss. Die Regierung will diese Regelung nicht ersatzlos streichen, wie es ein SP-Kantonsrat gefordert hatte. Sondern erst im Rahmen einer nächsten Gesetzesrevision prüfen. Der Entscheid brachte der Regierung da und dort Häme ein. Hinterwäldlerisch sei das. Von einem «mittelalterlichen Gesetz» war die Rede. Von diesem katholischen Ballast müsse man sich endlich befreien. Nun, ich applaudiere der Luzerner Regierung. Klar: Der Staat soll dem Bürger nicht vorschreiben, wann und wo dieser sich amüsieren soll; das riecht nach Obrigkeitsstaat. Doch das Pochen auf ein Recht nach Party rund um die Uhr – sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr – riecht genauso unangenehm. Durchgesetzt werden soll bitte schön ein Lifestyle, der sämtliche christlichen Wurzeln durchtrennt. Wer sich einige Nächte im Jahr ohne Halligalli wünscht, wird als rückständig diffamiert. Als ob der Vergnügungsmotor in den Schweizer Städten nicht schon genug hochtourig laufen würde.
In der Konsum-Einöde der 24-Stunden-Gesellschaft sind ein paar partyfreie Nächte ein Lichtblick, eine Wohltat. Und sind das Gegenteil von mittelalterlich, ja sie sind mehr als modern: Sie machen dem Gedanken Platz, dass der absolute Primat der Ökonomie und des Konsumismus nicht alles Glück der Welt bedeutet.