Pro und Contra: Ist das Mass an Events in der Zofinger Altstadt erreicht?

Philippe Pfister, Chefredaktor (l.) und Oliver Schweizer, online-Redaktor
Philippe Pfister, Chefredaktor (l.) und Oliver Schweizer, online-Redaktor

Contra: Philippe Pfister sieht mehr Chancen als Gefahren darin, die Altstadt «erlebnisreicher» zu machen

Natürlich: Ich kann den Ärger verstehen, den viele Bewohnerinnen und Bewohner der Altstadt angesichts des Rummels haben, den die diversen Anlässe mit sich bringen. Auch wer in einer Stadt wohnt, möchte abends und an Wochenenden seine Ruhe. Und damit man mich gleich von Anfang an richtig versteht: Ich bin der Letzte, der unsere Altstädte in Partymeilen verwandeln möchte.

Allerdings wäre auch das Gegenteil, eine rigorose Abschottung, der falsche Weg.

Ob man es nun mag oder nicht: Die Schweiz hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Nicht nur das Klima, auch das Leben ist mediterraner geworden. Der Soziologe Gerhard Schulze prägte vor über 25 Jahren den Begriff «Erlebnisgesellschaft»: Menschen seien zunehmend auf der Suche nach Ereignissen, die sie aufwühlen und emotionalisieren, prophezeite Schulze damals. Heute wissen wir, dass er recht hatte: Viele von uns verbringen einen schönen Teil ihrer Freizeit an unzähligen Sport-, Kultur oder Musik-Events.

Für eine kleine und zumal so schöne Stadt wie Zofingen kann dies auch eine Chance sein. Worauf es ankommt, ist die Qualität: Die Behörden haben es in der Hand, mit klaren Auflagen dafür zu sorgen, dass die Auswirkungen für die Altstadtbewohner erträglich bleiben. Eine Partymeile will niemand; eine erlebnisreiche Stadt hingegen schon.

 

Pro: Oliver Schweizer findet, dass die «Kulisse Altstadt» allzu oft «verkauft» wird

«Wer seine Ruhe will, braucht ja nicht in der Altstadt zu wohnen.» Diesen Satz habe ich als Altstadtbewohner – und das war ich fast 15 Jahre lang – unzählige Male gehört. Verstanden habe ich ihn nie: Soll das heissen, dass man als Altstadtbewohner keinerlei Recht auf Ruhe hat? Klar, in der Altstadt muss man morgens um sieben mit Lastwagen rechnen, die Ware anliefern. Nach Festivitäten auch mit Putzmaschinen. Und spätabends mit angetrunkenen Menschen auf dem Heimweg in die ruhigen Aussenquartiere, die sich unter deinem Schlafzimmer in Konzert-Lautstärke über lebenswichtige Themen unterhalten. Als Altstadtbewohner rechnet man auch mit dem Kinderfest, dem Zapfenstreich, der Fasnacht, dem Bio-Marché, dem Kunstmarkt, dem Weihnachtsmarkt, dem New Orleans-Festival, dem Monatsmarkt, dem Gemüsemarkt, dem Chlaus-Einzug und all den neu geschaffenen «Traditionen» wie beispielsweise der Cherzli-Nacht.

Irgendwann aber reicht’s. Zum Beispiel jetzt! Warum muss die Powerman-Strecke durch die Altstadt führen? Warum will man das Kantonale Schwingfest ausgerechnet auf dem Thut-Platz durchführen? Weshalb müssen die Vespa-Freunde durch die Fussgängerzone heizen? Antwort: Der Kulisse wegen! Mit volksverbindendem Feiern und Festen hat das nichts mehr zu tun. Das ist reines Marketing. Aufhören damit!