Haus der Museen wird teurer als erwartet

Ein Denner-Einkaufswagen ersetzt die Empfangs-Dame. Vom neuen Foyer im zukünftigen Haus der Museen ist gut ein Jahr vor der Fertigstellung nicht viel zu sehen. Noch lehnt ein Teil des neuen Daches an der Wand und Ziegel- und Betonsteine stehen dort, wo einmal die Garderobe hinkommt. Auch die Wände, die das neue Foyer überhaupt erst zu einem geschlossenen Raum machen würden, sind noch nicht eingezogen. Der Bereich zwischen den Torbögen, wo Bauleiter Joseph Nussbaumer jetzt noch steht, wird aber schon bald verglast.

Ursprünglich hätte der Eingangsbereich durch einen Anbau in Richtung Süden erweitert werden sollen. Weil aber durch die Räumung und die Klimatisierung des Daches Zusatzkosten anfielen, entschloss sich die Bauleitung, auf den rund 225 000 Franken teuren Anbau zu verzichten. Im Juni 2016 hatte das Oltner Stimmvolk mit einer grossen Mehrheit von 82 Prozent das 5,9-Millionen-Projekt durchgewunken. Doch auch ohne Anbau steht schon jetzt fest, dass die Kosten nicht unter 6 Millionen Franken bleiben werden. «Wir haben während der Sanierung viele unerwartete Sachen angetroffen, die ins Geld gehen», sagt Nussbaumer und nennt als Beispiel die Statik im Treppenhaus oder die Liftanlagen. Wie viel teurer das Haus der Museen am Ende wird, will der Bauleiter nicht verraten.

Vor dem ehemaligen Haupteingang, der in Zukunft Hintereingang wird, ist ein besonderer Dickhäuter bei der Arbeit. Der «Erne-fant» saugt mit seinem Rüssel Gestein aus einem Loch in der Konradstrasse. Dort legt das rote Fahrzeug mit dem aufgedruckten Elefanten, das «schneller als ein herkömmlicher Bagger und ohne etwas kaputtzumachen arbeitet», eine Sauberwasserleitung frei. Diese soll in Zukunft auch vom Haus der Museen angezapft werden. Schon Ende September sind die Strassenarbeiten des Tiefbauamtes abgeschlossen und Konrad- und Hübelistrasse wieder frei befahrbar.

Ein ferngesteuerter Elefant

Hinter dem Erne-fant, der übrigens ohne Fahrer am Lenkrad per Fernsteuerung rangiert werden kann, führt der Weg über die Baustellenabsperrung ins Innere des Gebäudes. Die Räumung ist seit Ende vergangenen Jahres abgeschlossen. Seit Anfang 2018 laufen die Einbauarbeiten auf Hochtouren. Die meisten Schäden sind repariert, die Aussenfassade gleicht deshalb momentan noch einem Flickenteppich. Erst später wird sie mit neuen Anstrich ganz in weiss erstrahlen.

Bei der Sanierung achten die Verantwortlichen darauf, «dass die architektonischen Grundsätze des ursprünglichen Gebäudes erhalten bleiben». Die alten Böden bleiben ebenso drin wie die Holzleisten an den Wänden oder die Heizungen. «Alles rausschmeissen und frisch einbauen entspricht nicht unserer Philosophie», sagt Nussbaumer.

Im Erdgeschoss, da wo früher der Empfang war, entsteht ein Didaktikzimmer. Darin können Schülerinnen und Schüler arbeiten, die dem Haus der Museen in der Unterrichtszeit einen Besuch abstatten. Noch fallen vor allem die vielen Steckdosenlöcher in den Wänden auf. Der Grund: Auch das Stromnetz wird komplett erneuert. Die alten Steckdosen wurden allesamt abmontiert.

Ungewohnt hell ist es im ersten Stock. In Zukunft ist hier das Naturmuseum beheimatet. Jetzt scheint die Sonne durch die vielen Fenster. Früher fingen die Vitrinen des Historischen Museums das Licht ab, doch so hell wie heute wird es nicht mehr lange sein. Die ursprüngliche Idee eines «Tageslichtmuseums» beisst sich mit den Wünschen der einzelnen Museen. Diese fürchten, dass das Sonnenlicht Ausstellungsobjekte angreifen könnte. Deswegen werden – wenn sämtliche alten Fenster durch neue ersetzt wurden – graue Vorhänge montiert, die das schädliche UV-Licht abfangen.

Über das neue Treppenhaus oder den neuen Lift oberhalb des Foyers geht es in den zweiten Stock. Waren hier Aliens am Werk? Ein symmetrisches Achteck im Parkett wirft nicht nur Verschwörungstheoretiker wie Erich von Däniken auf den Plan. Doch Bauleiter Nussbaumer hat eine andere Erklärung: «Hier stand die grosse Oktagon-Vitrine, deren Glaswände bis zur Decke reichten. Die haben wir entfernt. Das Loch im Parkett wird noch geflickt.»

Im dritten Stock streichen zwei Maler gerade die Wände der zukünftigen Museums-Büros. Nebenan hat sich das Archäologische Museum des Kantons eingemietet. Ihm steht die kleinste Ausstellungsfläche zu, dafür riecht es nach Bratensosse und Pommes frites. Die Nase führt zum Lüftungsschacht, dem ehemaligen Schlauchsilo der Feuerwehr. Die feinen Düfte kommen aus dem Restaurant Magazin. Bis auf eine kleine Umbaupause war es während der gesamten Bauarbeiten geöffnet. In Zukunft profitiert das Restaurant nicht nur von den Gästen, die nach dem Besuch im Haus der Museen ein Hüngerchen verspüren, sonder auch vom breiteren Trottoir für die Aussenbestuhlung.

Käseduft im Dachgeschoss

Weitere zwanzig Treppenstufen höher im Dachgeschoss – hier riecht es jetzt plötzlich nach Käse – ist alles voller Holzlatten. Diese kommen vom Dach, das komplett erneuert wird. Die eine Hälfte ist schon fertig, die andere kommt noch dran. Ein Blick nach oben zeigt ein schönes Vorher-Nachher-Bild. Links ist das Holz braun, rechts hell. Für die Dachdecker war der regenarme Sommer in dieser Hinsicht ein Segen. Sie kamen schnell voran, sodass auch hier bald eingerichtet werden kann. Alles sechs Monate soll im Dachgeschoss eine neue Wechselausstellung präsentiert werden. Diese wird von den drei Museen entweder in Gemeinschaftsarbeit oder alternierend konzipiert. Natürlich wird es nach Abschluss der Arbeiten im Museum dann nicht mehr nach Käse, Pommes frites und Bratensosse duften.