
«Auf einmal starren alle zu mir» – SRF-Radiomoderatorin im Kulturlokal Coq d’ Or
Wer sie kennt, kennt vor allem ihre Stimme: Tina Nägeli ist Moderatorin beim Schweizer Radio SRF 3. Doch das ist auch nur die halbe Wahrheit, denn in den letzten Jahren repräsentierte sie das Open-Air-TV-Magazin «Festivalsommer». Im «Jeder Rappen zählt»-Container war sie auch ein paar mal. Es ist die Sammelaktion von SRF, die jeweils am Jahresende grosse Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Am Dienstagabend gastierte die 32-jährige Zürcherin im Kulturlokal Coq d’Or in Olten im Rahmen der Reihe «Bargespräche». Da verriet sie auch gleich, dass nach drei Jahren Festivalsommer nun Schluss sei. «Man muss aufhören, wenn es am schönsten ist», erklärte sie, und: «Es machte unheimlich Spass, aber irgendwie blieb das Privatleben auf der Strecke.» Auf die Frage, ob sie denn überhaupt etwas von den Konzerten selbst mitbekommen habe, antwortet sie: «Viel weniger, als wenn ich Besucher gewesen wäre.» So unterscheidet sich dann auch ihr persönliches Festival-Highlight von jenem der Besucher: «Ich verbrachte jeweils einen Abend lang im Raclette-Zelt und gab Essen heraus.»
Tina Nägeli erfüllt nicht das Klischee des Radiomoderatoren-Nerds. Sie könnte genauso gut eine TV-Karriere starten. Doch das ist für sie nicht die logische Konsequenz: «Eigentlich wollte ich Kinderärztin werden. Aber da war ich mal bei einer Führung im Radiostudio dabei, und ich wusste sofort: Dies ist mein Traumjob», erzählt sie. Vor allem komme hier ihre Fähigkeit zum Tragen, «alles auf den letzten Drücker» zu erledigen, was bei einem Studium eher hinderlich gewesen wäre, wie sie findet. Auf den letzten Drücker ist okay, aber zu spät darf sie trotzdem nicht kommen.
Fehlt mal ein Radiomoderator, muss die sogenannte Not-CD abgespielt werden: «Ehrlich gesagt fällt dies kaum jemandem auf, vor allem morgens um vier», so Nägeli. Für sie kein Grund zur Nachlässigkeit: «Ich stelle mir immer mehrere Wecker.»
Ihre Schicht beim Radio beginnt also um vier Uhr morgens. Ein Gast im Coq d’ Or möchte wissen, ob sie denn ein Morgenmensch sei, dass sie dies schaffe. Tina Nägeli lacht und meint: «Hätte man meinen Eltern vor Jahren gesagt, ich würde einst eine Radiosendung moderieren, wo ich um vier Uhr morgens auf der Matte stehen muss: Nein, ganz sicher nicht unsere Tina, hätten sie gesagt.» Aber als Nachtmensch könne man durchaus so früh aufstehen, oder gleich wach bleiben: «Die produktivste Zeit des Tages ist nicht bei jedem Mensch gleich, ich mag es, wenn morgens um sieben der Karren schon läuft.»
Inkognito mit Mütze
Eine wichtige Frage galt dem Umgang mit Prominenz: «Tina, wirst du auf der Strasse erkannt?», wollte jemand wissen. «Durchaus», so die Moderatorin, vor allem seit sie den Festivalsommer bestritten habe. Das störe sie nicht sonderlich. Getarnt habe sie sich nur einmal, als es mit dem Abdrehen eines Videos innerhalb nützlicher Frist nicht klappen wollte. «Dauernd wurde ich auf dem Festivalgelände angesprochen, da habe ich mir eine Mütze angezogen und sofort wurde es besser. Offenbar schauen die Leute nur auf meine Haare», scherzt sie. Etwas merkwürdig fühle es sich zudem an, wenn sie im Restaurant sitze, lautstark über ein Projekt rede, und dann realisiere: «Moment mal, es starren auf einmal alle in meine Richtung. Die wissen wohl, wer ich bin.»