
Feri gegen Wermuth: Haben Sie die Frauenfrage unterschätzt, Frau Suter?
Die Ständeratsnomination ist Ihre erste grosse Herausforderung als neue Parteipräsidentin. Mit welcher Erwartung gehen Sie an den Parteitag?
Gabriela Suter: Ich erwarte, dass die Ausmarchung fair abläuft und dass die Partei nach dem Entscheid geschlossen hinter der Kandidatur steht, trotz der unterschiedlichen Stimmen im Vorfeld.
Ich kann nachvollziehen, dass es schwierig ist abzuwägen, wem man die Stimme geben soll. Die SP hat die Qual einer guten Auswahl zwischen zwei profilierten, aber unterschiedlichen Kandidaturen.
Vor allem die Frauenfrage polarisiert. Haben Sie das Thema unterschätzt?
Natürlich ist die Frauenfrage wichtig für viele in der SP. Wie stark man sie gewichten soll, wurde in den letzten Wochen diskutiert. Aber sie ist nur eines von mehreren Kriterien. Auch politische Position, Wählerpotenzial oder Mehrheitsfähigkeit werden die Delegierten gewichten.
Was spricht für Yvonne Feri?
Yvonne Feri könnte vielleicht etwas mehr Stimmen in der Mitte abholen, sie hat Exekutiverfahrung und punktet mit dem Frauenbonus.
Was spricht für Cédric Wermuth?
Seine Stärke ist sicher seine Mobilisierungskraft. Er könnte vielleicht auch mehr Nicht-Wähler an die Urne bringen, die für die SP sympathisieren.
Warum gibt die Parteileitung keine Empfehlung ab?
Weil es zwei gleichwertige Kandidaturen sind. Im Gegensatz etwa zur SVP wollen wir nicht einen Entscheid vorwegnehmen, den die Delegierten nur noch abnicken können. Bei uns gilt die Basisdemokratie.
Wermuth weibelt eher offensiv für sich, Feri gibt sich zurückhaltend. Soll hier der offene Markt spielen oder gibt es Spielregeln seitens der Parteileitung?
Es gelten die üblichen Kommunikationsregeln. Man muss fair miteinander umgehen. Das heisst vor allem, dass man die eigenen Stärken heraushebt und nicht den Gegner schwächt. Darauf werden wir auch am Parteitag achten.
Was ist wichtiger für die SP: Den Ständeratssitz verteidigen oder den dritten Nationalratssitz zurückgewinnen?
Der Fokus liegt klar darauf, den dritten Nationalratssitz zurückzuerobern. Der Trend der letzten kommunalen und kantonalen Wahlen stimmen mich zuversichtlich. Im Ständerat hat es die SP Aargau historisch schwer, einen Sitz zu holen. Aber ich sehe realistische Chancen und zwar mit beiden Kandidaten.
Was ist Ihr Wunschresultat bei der Nomination heute Abend: Lieber ein klares Ergebnis 80 zu 20 oder ein knapperes wie 60 zu 40?
Das genaue Stimmenergebnis ist irrelevant. Deshalb haben wir entschieden, dass es vertraulich bleibt. Wir werden nur bekannt geben, wer nominiert wurde.