
Zucker, ein Jahr danach
Vor einem Jahr stand hier folgender Satz: «Über Zucker, Salz oder Fett schreibe ich nicht das erste Mal. Und wohl auch nicht das letzte Mal.» Genau so ist es – leider. Immerhin: Diese Woche gab es zunächst gute Nachrichten von Zuckerfront: 72 Prozent der Bevölkerung sind gegen eine Zuckersteuer, so eine aktuelle Umfrage. Zugegebenermassen ist der Auftraggeber nicht ganz unverdächtig: Es ist die Lobby-Organisation Erfrischungsgetränke. Trotzdem gibt es an dem Resultat nicht viel zu rütteln. Helfen wird das kaum. Eine Phalanx von staatlich alimentierten Gesundheitsschützern wird trotzdem versuchen, der Idee zum Durchbruch zu verhelfen. Publizistische Helfer gibt es genug: Sogar die NZZ befand diese Woche, die Zuckersteuer sei besser als ihr Ruf. Ganz nach dem Motto: Was das Volk will, interessiert uns nicht – wir wissen es besser. Zitiert werden dann gern Studien, beispielsweise aus Chile. Dort sei der Konsum von Süssgetränken nach Einführung der Zuckersteuer um 21 Prozent eingebrochen, heisst es etwa. Aha.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Zuckersteuer und Selbstbestimmungsinitiative? Es gibt ihn: Letztere entstand wesentlich aus dem Unmut heraus, dass es nicht mehr das Volk ist, das das letzte Wort hat. Zucker-, Salz- und Fettsteuern sind perfekte Vehikel, diesen Unmut weiter zu befeuern. Es ist gut, dass der Wille zur Eigenverantwortlichkeit tief in der Schweizer Seele tief verankert ist. Dass zuviel Zucker des Teufels ist, braucht uns Vater Staat nicht ständig vorzubeten; Zucker-, Salz- und Fettsteuern sind es, die diesen Willen zur Eigenverantwortlichkeit unterspülen – da können uns Präventionsaktivisten so viele Studien um die Ohren schlagen wie sie wollen. Eigenverantwortlichkeit gehört zum Kernbestand unserer DNA – dabei muss es bleiben.