
Einweihung: Eine neue Brücke und viel Orangensaft
Rund 40 Herren und eine Frau haben sich in Oftringen an diesem Montagmorgen zwischen zwei orangen Partyzelten auf einer Wiese neben der Bernstrasse im Schatten einer mächtigen Beton-Stützmauer versammelt. Oben fahren Last- und Lieferwagen, nebenan rollen Güter- und andere Züge. Gefeiert wird heute die Einweihung der neuen Brücke über die SBB-Linie.
Doch eine Eröffnung mit der Durchschneidung eines roten Bands und der feierlichen Übergabe an den Verkehr findet nicht statt. Denn der Verkehr wurde gar nie gestoppt. Er rollte über und unter der Brücke während der ganzen rund zweijährigen Bauzeit fast ungehindert weiter.
Dies und noch viel mehr loben denn auch alle Redner. «Es ist ein Musterbauwerk in jeder Beziehung», sagt etwa Regierungsrat Stephan Attiger. Schneller gebaut, als geplant. Das Budget eingehalten. Und optisch überzeugend.
Auch die Verkehrsfläche sei optimiert worden, mit Busspur und genug Platz für Fussgänger und Velos, so Attiger. Und der Regierungsrat wird in den nächsten Jahren häufiger Einweihungsgast bleiben. Denn weitere Strassenbauprojekte werden folgen. An der Wiggertalstrasse oder beim Knoten Lanz, wie Attiger ausführt.
Doch erst mal wird die Brücke gefeiert – und dazu gehört natürlich auch der Verweis auf die historisch wichtige Kreuzung, an deren Südausfahrt das neue Bauwerk liegt. Denn bis zum Bau der A1 kreuzten hier die beiden wichtigsten Hauptstrassen des Landes. Jene von Chiasso nach Basel und jene von St. Gallen nach Genf.
Daran erinnert auch Bauingenieur und Gesamtprojektleiter Massimo Laffranchi. Eine Brücke sei hier seit 1803 auf Landkarten verzeichnet. Laffranchi streicht weiter den guten Geist hervor, der beim ganzen Projekt herrschte. «Besonders Freude hatten wir natürlich, dass die beiden Brückenverschiebungen zu spontanen Volksfesten wurden.» So etwas würden Ingenieure selten erleben.
Auch Oftringens Gemeindeammann Hanspeter Schläfli zeigt sich sehr glücklich über die neue Brücke. Er dankt dem Kanton für die gute Zusammenarbeit, auch in finanziellen Belangen. So darf die Gemeinde ihren Anteil an der 17,5-Millionenbrücke über zehn Jahre finanzieren. Doch noch mehr Freude hat Schläfli, «dass schliesslich die Stahlkonstruktion von der ansässigen Firma Senn gebaut wurde».
Dann stossen alle an. Mit einem Glas Orangensaft. Es ist ja Montagmorgen.