Das wird ein grosser Theaterspass in «Ladysitter»

Hauswart Vögi (Christian Handschin, im Sessel) hat sich im umkämpften Badezimmer bei einer Reparatur verletzt.
Hauswart Vögi (Christian Handschin, im Sessel) hat sich im umkämpften Badezimmer bei einer Reparatur verletzt.
Linda (Laura Marchisella, rechts), ist schon nach dem ersten Glas beduselt.
Linda (Laura Marchisella, rechts), ist schon nach dem ersten Glas beduselt.

Wer in der Umgangssprache von einem Theater spricht, meint damit ein abnormales Ereignis auf die Spitze treiben. Solches geschieht in der dreiaktigen Komödie «Ladysitter» von Bernd Speling, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Da wären einmal die Verwicklungen zu erwähnen, in die ein Bankräuber nach 13 Jahren Gefängnis gerät. Eigentlich wäre er nach dem Überfall auf die Neue Aargauer Bank in Rothrist nicht erwischt worden, wenn sein Partner nicht ständig an Harndrang gelitten hätte. Nach dem Absitzen der Strafe gerät der ehemalige Räuber unmittelbar in die Rolle des «Ladysitters», was man mit «Damenschützer» übersetzen kann. Das wiederum entpuppt sich als unglaublich schwierige Aufgabe, weil nie eindeutig klar ist, wer mit wem verbunden ist und wie stark diese Bande sind. Sie erweisen sich als kaum entwirrbarer Knäuel. Die achtköpfige Theatergruppe wird laufend vor neue Situationen, Verwicklungen und Herausforderungen gestellt.

Auf professionellem Niveau
«Wir verfolgten das Ziel, Fluss und Zug in die Handlung zu bringen», erklärte Armin Buob, der als Archie die Rolle des entlassenen Häftlings spielt. Er muss im Zug seiner Wiedereingliederung in die normale Zivilgesellschaft und für ein neues Jobangebot einige Verwandlungskünste einbringen, zum Beispiel in die Märchenfigur des Rotkäppchens. Die Wohnung seines Neffen Maximilian (Rolf Neeser) erweist sich für die erste Nacht in Freiheit als falscher Ort. Zu undurchsichtig sind die von Maximilian darin ausgelebten Liebesbeziehungen.

Faszinierend an der Inszenierung sind die witzigen, manchmal auch zweideutigen Dialoge in rascher Folge, die punktgenau passende Mimik und Gestik dazu und die nahtlose Verknüpfung aller Handlungsabläufe, denn auf der Bühne spielt sich mancherlei Unerwartetes ab. Speziell wenn die Friseuse Linda (Laura Marchisella) in Aktion gerät. In ihrer Rolle verträgt sie keinen Alkohol und kommt schon nach wenigen Schlucken ins Schleudern. In «Ladysitter» führt sie auch die Regie; im richtigen Leben absolviert sie berufsbegleitend seit drei Jahren eine theaterpädagogische Ausbildung. Ihrem Einfluss ist wohl zu verdanken, dass alle Rollen glaubwürdig und charakteristisch ausgefüllt werden. Das macht die Aufführung von «Ladysittter» so spannend, unterhaltend und eben witzig. An 25 Proben wurde daran gearbeitet. Das Resultat ist in jeder Beziehung überzeugend.

Chaotische Liebeleien
Die Handlung ist komplex und verwickelt. Im Mittelpunkt steht Archie, der bei seinem Neffen Maximilian unterkommt und sich dort eigentlich nur auf Ruhe, Entspannung und ein Bad freut. Aber es kommt ganz anders. Die Ruhe fällt aus, weil Max in den Trubel seines Polterabends gerät und das Bad hat einen Leitungsschaden, den der Hauswart Vögi (Christian Handschin) nicht beheben kann, sich dabei aber eine Verletzung zuzieht. Die umtriebige Charlotte von Castelberg (Conny Rickenbacher) macht Archie in der ersten Nacht in Freiheit verführerische Avancen und reckt das nackte Bein aus der Türe zum Badezimmer hinaus. Dann ist da noch Betty (Sibylle Haldimann), heimlich die beste Freundin von Max, den sie jeweils über den Balkon kletternd besucht. Verlobt ist Max jedoch mit Maja (Melanie Güdemann). Vom Polterabend kehrt Max völlig betrunken zurück, trifft ein Chaos an und fällt erst einmal krachend zu Boden. Linda geht es nicht viel besser, nach dem in einem Zug geleerten Glas Champagner taumelt sie gekonnt inszeniert nur noch herum. Archie hat die Übersicht völlig verloren und ist verstört, Maya entsetzt wegen der im Platzen begriffenen Hochzeit und Betty fällt vom Balkon. Als auch noch Archies Frau Agathe (Denise Schedivy) eintrifft, kommt er angesichts dieses Durcheinanders ganz aus dem Häuschen und macht sich Gedanken über den nächsten Banküberfall, was ihm offenbar einfacher erscheint als das Chaos im zivilen Leben. Ob es doch noch zu einem Happyend kommt, bleibt hier ungeklärt. Klar ist hingegen, dass der Besuch dieser Komödie beste, pausenlose Unterhaltung bietet.

Vorstellungen im Saal des Restaurants Rössli finden am Freitag, 14. und 21. September und am Samstag, 15. und 22. September jeweils ab 20.15 Uhr statt.