Gemeinde wollte Bauherren grössere Zimmer vorschreiben

An neuen Wohnungen mangelt es in Oftringen derzeit nicht. Dennoch wird munter weitergebaut. Doch nicht alle Bauprojekte sind nach dem Gusto des Gemeinderates. Darum hat er diesen Sommer versucht, mit einer Planungszone einigen Bauherren zusätzliche Vorgaben zur Zimmergrösse zu machen. Er ist mit seinem Vorhaben aber gescheitert.

Möglich wurde dieser Eingriff in geplante Bauprojekte, weil die Gemeinde derzeit an einer Revision der Bau- und Zonenordnung ist. Eine solche Planungszone ist laut dem Oftringer Bauverwalter Peter Göldi ein vorsorgliches Mittel, um die Ziele einer schon aufgegleisten Revision zu berücksichtigen. «Oftringen hatte im Juli eine Planungszone erlassen, weil bei aktuellen Baugesuchen Wohnungen mit sehr kleinen Zimmern geplant waren», sagt Göldi. Konkret ging es um ein Baugesuch der Stiftung Wendepunkt am Parkweg, ein Projekt von Creafonds mit 100 Wohnungen an der Tychbodenstrasse und um ein kleineres drittes Projekt.

Laut Göldi hat die Gemeinde mit der Planungszone eine Schlafzimmergrösse von zwölf statt zehn Quadratmeter vorgeschrieben. Der Nebenraum musste gemäss dem Gemeinderatsbeschluss auf dem Geschoss der Wohnung statt im Keller und mindestens vier Quadratmeter gross sein. Und beim Balkon sah der Entscheid eine Grösse von mindestens acht Quadratmetern vor.

Billigwohnungen vermeiden
Mit diesen Massnahmen wollte die Gemeinde gemäss Vize-Ammann Markus Steiner die Qualität steigern und die Mindest-Raummasse vergrössern. «Ziel war es, Billigwohnungen zu vermeiden.» Davon habe man in Oftringen schon genug. «Wir brauchen eine bessere Wohnungsqualität, um bessere Steuerzahler anzuziehen.»

Doch schon einen Monat später, im August, hat der Gemeinderat seinen Entscheid wieder rückgängig gemacht. «Leider haben wir die nötigen Effekte nicht erzielt und darum die Planungszone wieder aufgehoben», so Steiner. Die Architekten hätten auf den Plänen nur ein paar Wände verschoben. Die Schlafzimmer wurden etwas grösser, die Wohnzimmer dafür kleiner. «Die Wohnqualität wurde dadurch eher noch schlechter», resümiert Steiner.

Die Stiftung Wendepunkt kann also ihr Projekt «Wendepark» wie geplant weiterführen. Konkret sind laut Sprecherin Simone Frei 54 Wohnungen auf vier Stockwerken geplant, wo unterschiedliche Menschen miteinander wohnen und leben können. Dabei denkt die Stiftung zum Beispiel an Familien, Alleinerziehende, ältere Ehepaare, Alleinstehende und Wohngemeinschaften mit verschiedenen Hintergründen und Kulturen. Auf dem Areal seien 2½- bis 5½-Zimmer-Wohnungen, ein begrünter Innenhof, Spielplätze sowie Gemeinschafts- und Arbeitsräume vorgesehen, sagt Frei. «Ebenfalls wollen wir die Erwerbstätigkeit im Wendepark fördern, beispielsweise mit Anstellungsmöglichkeiten im Wendepunkt und Nutzung der bestehenden Angebote wie Job Coaching, Beratung, Kleingewerbe.»

Einen Integrationsraum schaffen
Mit dem Wendepark, der bis 2020 fertiggestellt wird, möchte die Stiftung «nicht nur Wohnraum bauen, sondern einen aktiv gestalteten Integrationsraum ermöglichen». Es sei der Stiftung wichtig, eine Einbindung im Umfeld und der Gemeinde nachhaltig zu unterstützen, so Frei. Die Stiftung entwickle das Projekt in Partnerschaft und «konstruktivem Austausch» mit der Gemeinde Oftringen. Zur gescheiterten Planungszone möchte sie keine Stellung nehmen. Wendepunkt unterstützt die soziale und berufliche Integration von Menschen und biete im ganzen Kanton rund 900 Arbeits-, Ausbildungs-, Wohn-, und Tagesplätze an.

Etwas pikant an der Planungszonen-Übung ist, dass die Gemeinde Oftringen selbst zum Teil auch mit der Stiftung Wendepunkt zusammenarbeitet, etwa um Sozialhilfeempfänger und Flüchtlinge ins Arbeitsleben zu integrieren.