
Was wirklich wichtig wäre
Während der Ventilator summt, erreichen uns immer neue Meldungen von der Hitzefront. Der Kanton hat Gefahrenstufe 4 ausgerufen – Feuer und Feuerwerk im Wald und in Waldesnähe sind tabu. Im Suhrental-Uerkental gilt sogar ein absolutes Feuerverbot. Die Genossenschaft Migros Aare stellt den Feuerwerksverkauf ein. Eine Online-Umfrage der «Aargauer Zeitung» zeigt Erstaunliches: 93 Prozent der Leserschaft sind der Meinung, dass ein totales Feuerwerk-Verbot im ganzen Kanton die einzige richtige Reaktion wäre. Die Umfrage ist gewiss nicht repräsentativ, und die Sorge um die Sicherheit berechtigt. Aber sie zeigt auch, dass die Knallerei am 1. August möglicherweise weit weniger beliebt ist, als die Liebhaber von Raketen, Vulkanen und Luftheulern wahrhaben wollen. Und noch eine Erstaunlichkeit förderte das Leben mit einem Thermometer über der 30-Grad-Marke zu Tage: Wir wissen nun Bescheid, welche Wassertemperatur den Fischen Stress bereitet; wie man Jungpflänzchen richtig giesst; weshalb grosse Eiswürfel besser sind als kleine. Aber woher genau das flüssige Gold kommt, das in der Schweiz kühl und klar aus jedem Hahnen fliesst, das weiss kaum jemand.
Zugegebenermassen bin ich keine Ausnahme. Ich stehe auf der Terrasse, lasse minutenlang kühles Nass über die Schultern perlen und frage mich, woher und wie es dahin gekommen ist – die Antwort muss ich erst googeln. Der Satz, den ich schon von meiner Mama hörte, gilt uneingeschränkt: Dass einfach Wasser fliesst, wenn wir den Hahnen nach links drehen, nehmen wir als viel zu selbstverständlich hin. Die Frage, wie wir mit dem Wasser umgehen, welche Investitionen nötig und klug sind, sollte die hitzigeren Diskussionen auslösen als der Streit um Böller und Zuckerstöcke. Der Sommer 2018 wird nicht die letzte Hitzeperiode sein – der Umgang mit Wasser wird uns die nächsten Jahre wohl weit mehr beschäftigen als uns lieb sein kann. Der unterirdische See, den italienische Forscher kürzlich auf dem Mars entdeckt haben, hilft uns da nicht viel weiter – die nächsten paar Jahrhunderte werden wir ihn nicht anzapfen können.
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