
Damit das Wasser für alle reicht
Die Wasserinfrastruktur bestehend aus Reservoir, Pumpwerken, Quellfassungen und den grossen Transportleitungen der sieben Gemeinden Aarburg, Brittnau, Oftringen, Rothrist, Strengelbach, Vordemwald und Zofingen ist im vergangenen Jahr bewertet worden, um die Ausgangslage für eine mögliche gemeinsame regionale Wasserversorgung zu bestimmen. «Diese Infrastruktur wäre das Rückgrat einer gemeinsamen Wasserversorgung», erklärt Paul Marbach, Geschäftsführer der StWZ Energie AG und des Grundwasserverbands Wiggertal. Letzterer ist ein Verein, in dem öffentliche Wasserversorger und grosse private Grundwassernutzer von Dagmersellen bis Aarburg Mitglieder sind. Bei einer gemeinsamen Wasserversorgung würde die Infrastruktur gemeinsam über die Gemeindegrenzen hinweg genutzt, die Wasserverteilung hingegen würde auch weiterhin in den Händen der Gemeinden bzw. ihrer Wasserwerke bleiben.
Zu viel und zu wenig Wasser
Das Mittelland und das Wiggertal im Speziellen sind dicht besiedelt und stark genutzt. Rund ein Fünftel der ergiebigen unterirdischen Wasservorkommen – im Wiggertal ist dies der Grundwasserstrom Hägeler – liegen unter Siedlungsflächen. Diese Ressourcen kommen laut einem Bericht des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) immer mehr unter Druck aufgrund von wachsenden Siedlungen, intensiver Landwirtschaft, Hochwasserschutz und Wärmenutzungen im Untergrund. Auch die Klimaveränderungen tragen das Ihre bei, dass es beim Wasser zu Nutzungskonflikten kommen wird. Um ausreichende Kapazitätsreserven zu gewähren, sei deshalb eine vermehrte gemeindeübergreifende oder regionale Vernetzung der Wasserversorgungen anzustreben, empfiehlt der Bericht. Diesen Schritt haben die Gemeinden im unteren Wiggertal bereits 2015 entschieden zu prüfen und die Wasserversorgung für rund 50 000 Einwohner genauer analysiert. Dabei wurde der langfristige Wasserbedarf ermittelt: Wegen der Entwicklung der Region wird mit einem steigenden Wasserverbrauch gerechnet. Eine Studie der regionalen Wasserversorger aus dem Jahr 2016 zeigt, dass die Region an Spitzenverbrauchstagen externes Wasser benötigt. Einzelne Wasserversorger verfügen zwar über genügend Reserven, in der Summe reicht das Wasser an extremen Tagen jedoch nicht aus. Der Wiggertaler Grundwasserstrom wird in trockenen Zeiten zur knappen Ressource. Zudem gibt es aus regionaler Sicht Doppelspurigkeiten bei den Anlagen und Optimierungspotenzial bei der Zusammenarbeit.
Gemeinden positiv gestimmt
Um die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit im unteren Wiggertal zu prüfen, sind die Primäranlagen, d. h. Grundwasser- und Quellfassungen inkl. Pumpwerke, Transportleitungen und Reservoire, im vergangenen Jahr bewertet worden. Die beteiligten Gemeinden und ihre Wasserwerke hatten bis Anfang Jahr Gelegenheit, dazu Stellung zu beziehen. «Dieser Bewertung haben alle Gemeinden grundsätzlich zugestimmt. Wir wissen nun, was jede Gemeinde einbringen könnte», sagt Paul Marbach. Auch unterstützten die Gemeinden das Bestreben, eine gemeinsame Wasserversorgung in den Bereichen Wassergewinnung, Wasserbewirtschaftung und Wassertransport zu prüfen. Nun geht es an den nächsten Schritt: Im Verlaufe dieses Jahres werden die ökonomischen und qualitativen Vor- und Nachteile aufgelistet und den beteiligten Parteien zugestellt. «Ziel ist langfristig eine höhere Qualität der Wasserversorgung und der Versorgungssicherheit sowie ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis zu bekommen.»
Nächster Entscheid 2019
Studien und Berichte zeigen auf, dass eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit in der Wasserinfrastruktur Nutzen bringen kann. Daraus lasse sich aber nicht ableiten, dass sich alle sieben Gemeinden mit ihren Wasserwerken an einer regionalen Wasserversorgungsplanung und an einer regionalen Gesellschaft beteiligen würden, betont Paul Marbach. In den nächsten Projektphasen stehen darum zwei Fragen im Zentrum: Soll eine übergeordnete regionale Wasserversorgung entstehen? Und falls diese Frage mit Ja beantwortet wird: Welche Rechtsform soll diese übergeordnete Wasserversorgung haben? «Wir werden die Vorteile und Nachteile für die Wasserversorger sowie für die Gemeinden aufzeigen und auch die finanziellen Aspekte beleuchten», erklärt Paul Marbach. Bis im nächsten Frühling sollen dann zu dieser Analyse die Rückmeldungen aus den Gemeinden da sein, um das weitere Vorgehen betreffend regionale Wasserversorgung zu planen.