
Sensile Medical wird für maximal 350 Millionen Euro verkauft – Standort Olten wird ausgebaut
Erst knapp vor einem Jahr zügelte Sensile Medical mit ihren rund 120 Mitarbeitern von Hägendorf aufs Usego-Areal nach Olten. Nun gibts bereits wieder Neuigkeiten: Das Medizintechnikunternehmen wird für maximal 350 Millionen Euro vom deutschen Verpackungshersteller Gerresheimer übernommen.
Der Kaufpreis sei abhängig vom Erreichen vertraglich festgelegter Ziele. Die Anfangszahlung an die privaten Besitzer – Hauptaktionär und Verwaltungsratspräsident war bisher der deutsche Investor Erwin Conradi – betrage 175 Millionen Euro. Mit der Übernahme wird Sensile Medical zukünftig in einem international operierenden, stark auf die Pharma- und Gesundheitswelt ausgerichteten globalen Unternehmen agieren.
«Die Transaktion ist für Sensile Medical ein Meilenstein in der Umsetzung unserer Wachstumsstrategie», erklärte Derek Brandt, CEO von Sensile Medical, gegenüber dem Nachrichtendienst Business Wire. «Wir sind überzeugt, dass wir mit Gerresheimer den idealen Partner gefunden haben, um uns bestmöglich für die Zukunft aufzustellen.»
Gerresheimer-Geschäftsleitungsmitglied Andreas Schütte sagte gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung», dass man den Standort Olten weiter ausbauen wolle. Der Umsatz von Sensile Medical soll laut dem Blatt von 15 Millionen Euro im laufenden Jahr auf 200 Millionen Euro im Jahr 2022 verdreizehnfacht werden.
Sensile Medical entwickelt Mikropumpen zur Selbstverabreichung von Flüssigmedikamenten. Diese Pumpen können direkt auf der Haut getragen sowie patientenspezifisch angepasst und dosiert werden über eine längere Zeit. Ein Patient, der beispielsweise an Herzschwäche leidet, kann in Atemnot geraten. Bei diesem Anzeichen kann dieser die Pumpe am Körper platzieren. Auf Knopfdruck wird das Medikament über eine unsichtbare Nadel injiziert. «Diese Selbstverabreichung bedeutet für den Patienten ein Riesenfortschritt», sagte CEO Derek Brandt letzten November gegenüber der Wirtschaftsbeilage SOEconomy, welche von dieser Zeitung herausgegeben wird.
Die neue Technologie spare Kosten, weil so teure Spitalaufenthalte verkürzt oder sogar vermieden werden könnten. Das Medizintech-Unternehmen startete im Jahr 2004 als Start-up in Zug und zählt heute an seinem Hauptsitz in Olten rund 120 Mitarbeiter. Letzten November wurde die Firma mit dem InnoPrix der Baloise Bank SoBA ausgezeichnet.
Die Firma Gerresheimer AG mit Sitz im deutschen Düsseldorf hat sich spezialisiert auf die Verpackungen von Medikamenten sowie auf Produkte zur einfachen und sicheren Verabreichung von Medikamenten wie Insulin-Pens, Inhalatoren oder Ampullen. Mit weltweit rund 10 000 Mitarbeitern und Produktionswerken in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien erwirtschaftete Gerresheimer letztes Jahr einen Umsatz von 1,4 Milliarden und einen Gewinn von 103 Millionen Euro.