Mit dem EM-Ticket in der Tasche will Jan Hochstrasser seinen Auftritt an der Leichtathletik-SM in Zofingen geniessen

Die Erleichterung war riesig, als Jan Hochstrasser beim Internationalen Meeting in Brüssel nach 1500 m als Erster die Ziellinie überquerte und auf die Anzeigetafel blickte. Mit den 3:38,73 Minuten stellte Hochstrasser nicht nur eine neue persönliche Bestleistung auf, er knackte gleichzeitig auch die Limite für die Europameisterschaften im August in Berlin. «Ich habe mir vorgenommen, ab 800 m aktiver zu laufen und bin nach 1000 m vorne weggezogen», erzählt Hochstrasser von seiner Taktik, die vollumfänglich aufgegangen ist. «Dass ich für meine gezeigte Initiative belohnt wurde, hat mich doppelt gefreut», sagt der 29-jährige Safenwiler. Für ihn ist der Erfolg in Brüssel nach drei vergeblichen Anläufen in diesem Frühling, das EM-Ticket zu lösen, eine späte Genugtuung. «Ich habe einen guten Winter hinter mir und bin für einmal gesund geblieben. Dass es mit der Limite nicht auf Anhieb geklappt hat, war frustrierend», verrät der Läufer des BTV Aarau.

Kleiners Stadion, bessere Stimmung?

Umso entspannter kann Jan Hochstrasser nun bei den Schweizer Meisterschaften antreten. Denn für ihn sind die nationalen Titelkämpfe heuer mehr als ein «blosser» Wettstreit mit den Besten des Landes. «Hier hat alles begonnen, hier bin ich gross geworden», blickt Hochstrasser auf seine Anfänge in der Leichtathletik-Szene zurück. Es seien ausschliesslich schöne Erinnerungen, die er mit seiner Zeit beim TV Zofingen Leichtathletik in Verbindung bringt. Haften geblieben sind ihm insbesondere kleinere Momente wie der obligatorische 1000-m-Lauf am Ende des Mittwoch-Trainings, die Übernachtungen im Kraftraum während des Trainingslagers in Zofingen sowie Vereinswettkämpfe oder Sponsorenläufe. «Ich hatte unglaublichen Spass», sagt Hochstrasser, der sich auf das besondere Wiedersehen mit Freunden wie Pascal Zünd, der dem TVZLA als Präsident vorsteht, ebenso freut wie auf die Atmosphäre im Stadion Trinermatten. «Zofingen ist ideal für eine Schweizer Meisterschaft, das gibt sicher eine tolle Stimmung. Wenn das Stadion so gross ist wie letztes Jahr in Zürich, geht alles unter», so Hochstrasser.

Fortschritt dank Trainerwechsel

Die erfüllte Limite hat die SM-Pläne des Lokalmatadors kurzfristig durcheinandergewirbelt. Auf den angedachten Start über seine Paradestrecke wird Jan Hochstrasser in Zofingen höchstwahrscheinlich verzichten. «Offen ist, ob ich über 800 m oder 5000 m laufe», sagt Hochstrasser, der diese und nächste Woche ein Höhentraining in Davos absolviert. Anschliessend folgt beim Meeting in Heusten (Be) ein letzter 1500-m-Lauf vor der EM, ehe die Vorbereitungen für den Saison-Höhepunkt beginnen. Dass sich Hochstrasser vier Jahre nach Zürich erneut auf der europäischen Bühne zeigen darf, ist auch das Verdienst des Trainerduos Beat Aeschbacher und Sandra Gasser. Seit eineinhalb Jahren arbeitet der Aargauer mit dem Gespann zusammen und ist voll des Lobes über seine beiden Coaches. «Der Wechsel hat mich weitergebracht. Ich bin heuer auf einem konstant guten Niveau gelaufen», ist Hochstrasser zufrieden. Er profitiere jetzt von der letztjährigen Kennenlern-Phase. «Die Frage war, wie gut ich die letzten harten Trainings vertrage, wie ich als Athlet ticke und auf welche Trainings ich anspreche. Das wissen sie jetzt», erklärt Hochstrasser.

Die EM bildet für ihn einen Scheidepunkt in doppelter Hinsicht. Nachdem Jan Hochstrasser sein Betriebswirtschafts-Studium mit der erfolgreichen Abgabe der Masterarbeit abgeschlossen hat, ist offen, in welche Richtung seine Zukunft führen wird – sportlich wie beruflich. «Ich lasse mir mit meiner Entscheidung bis Ende Juli Zeit», sagt Hochstrasser. Er betont aber: «Ich habe Freude am Sport, auch, weil ich gesund bin. Ich geniesse deshalb die Situation so, wie sie gerade ist.»