Deutliche Worte des Gemeinderates: «Kein Schweinefleischverbot in Strengelbach»

Das angebliche Cervelat-Verbot an der Schule Strengelbach liess gestern die Emotionen hochgehen. Was war passiert?

Ausgelöst hatten den Wirbel zwei Facebook-Posts des Aargauer SVP-Nationalrats Andreas Glarner. Bei ihm habe sich eine «enttäuschte» Mutter gemeldet; ihre Kinder dürften ans Abschlussfest einer Jugendorganisation keine Cervelats mitbringen, schrieb Glarner im ersten Post. Es gehe nicht, zitierte er die Mutter weiter, dass Schweinefleisch auf dem gleichen Grill liege wie die Grilladen der muslimischen Kinder. In einem zweiten Beitrag legte der SVP-Hardliner nach: Im Viertelstundentakt erreichten ihn Meldungen von weiteren Gemeinden, bei denen die Eltern ebenfalls aufgefordert worden seien, den Kindern «keine Cervelats oder Schweinefleisch mitzugeben». Die Geschichte machte schnell in nationalen Medien und auf Social-Media-Plattformen die Runde. In den Fokus kam die Gemeinde Strengelbach. Dort hatte eine Lehrperson die Eltern per Brief gebeten, den Kindern für ein geplantes gemeinsames Abschlussessen «bitte kein Schweinefleisch» mitzugeben, «damit alle davon essen können». Heute nun reagierten die Strengelbacher Behörden mit einer Klarstellung.

Die Stellungsnahme des Strengelbacher Gemeinderates im Wortlaut:

«Weder die Schulpflege noch der Gemeinderat Strengelbach haben die Absicht, Schweinefleisch von der Speisekarte zu entfernen. Betroffen von der Thematik ist eine gut harmonierende und intakte 1. Klasse. Das tolle und spannende erste Schuljahr sollte mit einem gemeinsamen Mittagessen abgerundet werden. Die Absicht der Lehrperson war für alle Schulkinder ein vielseitiges Mittagsbuffet zusammenzustellen. Mit dem Mitbringen von eigenen Sachen soll der auch in der Schweiz gelebte Brauch vom gemeinsamen Essen und dem Teilen nähergebracht werden. Die Lehrperson wollte mit der als «Bitte» auf Verzicht von Schweinefleisch erreichen, dass die Kinder unabhängig von Religion und Herkunft herzhaft zugreifen können.

Reaktionen sind enttäuschend
Befremdet nehmen die Schulpflege und der Gemeinderat zur Kenntnis, dass Personen mit der Bitte der Lehrperson nicht einverstanden sind, dies öffentlich über Social-Media oder Medien kundtun, anstelle den Weg via Lehrperson oder Schulleitung zu suchen. Die genaue Absicht der Lehrperson hätte so einfach und ohne grosse Reaktionen geklärt werden können. Durch diese Aktionen werden die eigenen Kinder und auch alle anderen Schulkinder negativ belastet, Schul- und Gemeindebehörden mit Reaktionen angegriffen, welche schlicht und einfach nicht tolerierbar sind.

Leidtragende der ganzen Schlagzeilen sind die Kinder der 1. Klasse, welche nun ihren Schulschlussanlass unten schlechten Voraussetzungen erleben werden. Dem Brief der Lehrperson ist klar zu entnehmen, dass alles auf Freiwilligkeit beruht und selbstverständlich auch eine Cervelat oder andere Schweinefleischprodukte mitgebracht werden dürfen. Es wurde mit keinem Wort von einem Grillplausch gesprochen, sondern von einem gemeinsames Essen im Schulzimmer von kalten Speiseprodukten wie Käse, Fleisch, Brot, Gemüse usw.

Sowohl die Schulführung als auch der Gemeinderat wünschen sich für die Zukunft einen direkten Kontakt und es sichern beide zu, dass weiterhin alle Arten von Fleisch an der Schule in Strengelbach verzehrt werden dürfen.»