
Berufs- und Weiterbildung Zofingen: Der Tänzer auf der Rasierklinge
Die Berufs- und Weiterbildung Zofingen ist ein Erfolgsmodell. Zum einen besetzt sie wichtige Felder im obligatorischen Berufsunterricht – in einigen Bereichen schweizweit. Zum anderen ist sie im freien und umkämpften Markt der Weiterbildung innovativ und erfreut sich einer grossen Nachfrage.
Wachstum hat Konsequenzen: Die Leitung der Schule musste aufgestockt werden. Seit dieser Woche besteht sie aus Rektor Roger Meier und den Konrektoren Mathias Richner und neu Roland Seibert. Letzterer, Lehrperson für Allgemeinbildung, hat bisher das Q(ualitäts)-Team der Schule geleitet – wird das bis zu seiner Ablösung auch weiterhin tun und auch künftig in diesem Gremium mitarbeiten. «Dies», sagt Seibert, «garantiert für diesen wichtigen Bereich den kürzesten Weg in die Schulleitung.»
ISO wie in der Berufswelt üblich
Q-Team? Ohne ISO-Normen zu erfüllen oder andere Audits zu bestehen, ist es für ein Unternehmen in einer Zeit, in welcher die Wirtschaftswelt zum globalen Dorf geworden ist, kaum mehr möglich, auf den Märkten erfolgreich zu agieren. Da kann und darf auch eine Bildungsinstitution, die direkt für die Berufswelt ausbildet, nicht abseitsstehen. Die Audits, einst für die Labels Bereich Weiterbildung eingeführt, finden heute auch auf Stufe Berufsfachschule Anwendung. Dies, weil man sich da mit anderen Schulen vergleichen will, aber auch weil der Kanton im Rahmen seiner Sparmassnahmen eine eigene Schulevaluation (wie an den Volksschulen) für die Sekundarstufe II abgeschafft und die Qualitätssicherung an die Bildungsinstitutionen delegiert hat.
Was hat Roland Seibert zu seinem Beruf geführt? Er schmunzelt: «Nach meinem Studium arbeitete ich beim kantonalen Departement Bildung, Kultur und Sport.» Dort war er für die Berufsbildungsbereiche Detailhandel und KV zuständig. «Da ging es auch um Leistungsvereinbarungen zwischen dem Kanton und den Schulen.»
Dann suchte vor zehn Jahren die Berufs- und Weiterbildung Zofingen einen Lehrer für Allgemeinbildende Fächer. «Politik, Wirtschaft, Jus, Ethik», sagt Seibert. «Nach drei Jahren beim Bildungsdepartement die Praxis des Unterrichtens zu erleben – das sprach mich an und reizte mich.»
«Zofingen» gab ihm die Chance, in einem kleinen Teilpensum neben dem Job beim Kanton einzusteigen – und berufsbegleitend die nötigen Didaktikkurse für die Lehrertätigkeit zu absolvieren. Und nun als Konrektor?
Da sieht er die Herausforderungen unserer schnelllebigen Zeit. Das sind der Strukturwandel und die Unwägbarkeiten der Bildungspolitik. «Hier muss man die Basis spüren und dafür sorgen, dass die Motivation der Mitarbeitenden – unser grösstes Kapital – hoch bleibt.» Gleichzeitig müssen die Anforderungen an die Lehrpersonen der Zeit angepasst werden. «Dies stellt für die Leitung eine grosse Herausforderung dar.» Also eine Art Tanz auf der Rasierklinge? «Dem könnte man überspitzt so sagen», meint Seibert.