Tödliche Filter?

Der Schweiz steht nach dem Seilziehen um das neue Geldspielgesetz eine weitere Internet-Debatte bevor. Es geht um das Urheberrecht. In der EU ist der Streit schon entbrannt. Ein neues Gesetz soll Urheberrechte besser schützen. In die Pflicht genommen würden Online-Plattformen wie Facebook & Co: Sie sollen dafür sorgen, dass sich geschütztes Material nicht einfach so ausbreiten kann. Betroffen wären zum Beispiel Memes: Fotos mit einem lustigen Spruch , die User hochladen – wobei die Bilder oft geklaut sind. Kritiker befürchten, die Plattformen würden Filter installieren und so einen Teil der Internet-Kultur abwürgen.

Abgesehen davon, dass es mit dieser Kultur manchmal nicht so weit her ist: Die Argumente der Internet-Gemeinde muten teilweise bizarr an. Sie befürchtet etwa eine «automatisierte Zensur». Dass heute das Gegenteil – die automatisierte Urheberrechtsverletzung – gang und gäbe ist, wird ausgeblendet. Keine Zeitung, kein Fernsehkanal und keine Radiostation kann einfach mir nichts, dir nichts Bild– oder Videomaterial zusammenstehlen und nach Belieben in die Welt tragen. Wieso soll das ein einzelner User dürfen, der im Prinzip das Gleiche tut? Teile des Internets haben sich als rechtsfreie Räume etabliert. Das kann sich keine Gesellschaft erlauben, die auf Dauer funktionieren soll. Es ist richtig und wichtig, dass das Urheberrecht auch im Internet mit Nachdruck durchgesetzt wird. Wer sich eingeschränkt fühlt, muss vielleicht etwas dazu lernen: Zitieren – auch von Bildern – ist auch künftig möglich. Man muss es halt nur richtig machen.