
Über Frauenförderung und ein Postskriptum
Kürzlich traf ich eine erfahrene Politikerin zum Gespräch. Die Sätze, die vor 20, 30 Jahren über Frauenförderung in den Dokumenten der Partei gestanden hätten, könne man für den Wahlkampf 2019 tel quel übernehmen. Geändert habe sich im wesentlichen – nichts.
In fünf Wochen wählen die Bündnerinnen und Bündner eine Regierung, in der keine einzige Frau mehr sitzen wird; es bewerben sich ausschliesslich Männer um die fünf Sitze. Seit 2015 sind das Tessin sowie die Kantone Appenzell Ausserrhoden und Luzern in Männerhand. 154 Regierungsratssitze gibt es in der Schweiz, auf 37 sitzen Frauen – das ist nicht mal ein Viertel. Die Luzerner FDP wollte für die Neuwahlen im nächsten März unbedingt eine Frau auf dem Ticket; 60 Gespräche mit potenziellen Anwärterinnen seien geführt worden, berichtete die NZZ gestern. Erfolgsquote: null. Wer sich in der Privatwirtschaft erkundigt, bekommt Ähnliches zu hören: Der Frauenanteil in Geschäftsleitungen sei eingebrochen, berichtete vor ein paar Wochen der renommierte Headhunter Guido Schilling. «Reine Männerklubs werden an die Wand fahren», warnt Schilling.
Dass es so schwierig ist, Frauen von der Führungsverantwortung in Politik und Wirtschaft zu überzeugen, ist keine Nebensächlichkeit. Im Gegenteil, es ist ein Alarmzeichen, ein Signal, dass es in die falsche Richtung geht. Wenn Männer unter sich bleiben, tendieren sie dazu, Männer zu fördern; das mag eine Weile gut gehen. Aber sie werden keine jungen, ambitionierten Männer mehr anziehen. «Die wollen das nicht mehr», sagt Schilling. Ein Rezept habe ich offen gestanden auch nicht. Ich warne einfach davor, einfach nur mit den Schultern zu zucken, wenn man «wieder einmal einfach keine Frau gefunden hat».
PS: Die staatlich besoldeten Gesundheitsschützer belästigen uns wieder mal mit einer Kampagne, diesmal ermahnen sie uns, das Güggeli ja richtig durch zu braten. Um uns mitzuteilen, was wir immer schon wussten, was in jedem Kochbuch steht, was uns Grossmama und Mama bereits eingetrichtert haben, was man überhaupt schon hundert Mal gehört hat – dafür werden Steuergelder grilliert, pardon: verbraten. Willkommen im Bemutterungsstaat!
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