Grippe, Chlamydien, Syphilis: So stark war der Einfluss der Corona-Pandemie in der Schweiz auf diese Infektionskrankheiten

Nebst Corona ist letztes Jahr die Zahl der Neuansteckungen nur bei einer weiteren meldepflichtigen Infektionskrankheit in die Höhe geschnellt: Die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erreichte einen neuen Höchstwert. Dies nicht zuletzt wegen des warmen Frühlings und weil sich die Menschen im Lockdown viel öfter als sonst in der Natur aufhielten.

Infektionskrankheiten und der Einfluss von Covid-19

Krankheit Anzahl Fälle pro Jahr Covid-19-bedingter Rückgang
Atem-Übertragung:    
– Haemophilus influenzae, Typ-b-Infektion 100–500 –55%
– Legionellose 100–500 –55%
– Pneumokokken-Infektion 500–1000 –32%
– Tuberkulose 500–1000 –26%
     
Fäkal-orale Übertragung:    
– Campylobacteriose 5000–10000 –24%
– EHEC-Infektion* 500–1000 –51%
– Salmonellose 1000–5000 27%
– Shigellose 100–500 –82%
     
Tier-Mensch-Übertragung:    
– Denguefieber 100–500 –90%
– FSME* 100–500 13%
– Malaria 100–500 –72%
– Tularämie 100–500 –45%
     
Sexuelle Übertragung:    
– Chlamydiose 10000–15000 –15%
– Frühe Syphilis 500–1000 –36%
– Gonorrhoe 1000–5000 –25%
– HIV-Infektion* 100–500 –28%
* EHEC = Enterohämorrhagische Escherichia coli, FSME = Frühsommer-Meningoenzephalitis, HIV = Human Immunodeficiency Virus –  Quelle: BAG, Bulletin 30, 26.Juli 2021
 

Bei allen anderen meldepflichtigen Infektionskrankheiten dagegen wurden dem Bundesamt für Gesundheit letztes Jahr insgesamt rund 20 Prozent weniger Neuansteckungen gemeldet. Konkret waren es noch deren rund 65’000 Meldungen. Dabei gingen die Fallzahlen der 16 häufigsten meldepflichtigen Krankheiten im Vergleich zu den vorangehenden fünf Jahren um 15 bis 90 Prozent zurück, schreibt das BAG am Montag in seinem wöchentlichen Bulletin.

Rasche Rückgänge bei Malaria und Denguefieber

Den grössten Covid-bedingten Rückgang gab es demnach bei Infektionen mit dem Denguefieber. Dieser setzte laut BAG allerdings bereits Mitte Februar ein, als weltweit erste Reisesperren verhängt wurden. Bei Malaria, das ebenfalls durch Mücken auf Menschen übertragen wird, wurden dem Bund letztes Jahr 72 Prozent weniger Ansteckungsfälle gemeldet. Diesen leicht tieferen Wert führt das BAG darauf zurück, dass Malaria durchaus auch noch erst mit Verzögerung ausbrechen kann.

Auch Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten wurden dem Bund im Coronajahr deutlich seltener gemeldet als aufgrund der vorangehenden Jahre zu erwarten gewesen wäre. Allerdings fiel hier der Rückgang tiefer aus. Während Infektionen mit Chlamydiose (-15 Prozent) und Gonorrhoe (Tripper, – 25 Prozent) im Lockdown je ein ausgeprägtes Tief erreichten, fand das BAG beim Rückgang der Infektionen mit HIV (-28 Prozent) und Syphilis (-36 Prozent) keine saisonbedingten Schwankungen.

Ursache des Rückgangs unklar

Zu den genauen Ursachen des Melderückgangs will sich das BAG in seinem Bulletin noch nicht festlegen. So könne der Rückgang der Meldungen von Infektionskrankheiten entweder auf eine tatsächliche Abnahme hindeuten, dies zum Beispiel als Folge von Schutzmassnahmen. Möglich sei aber auch, dass Infektionen wegen der Beschränkungen im Gesundheitswesen nicht erfasst und gemeldet worden seien.

Klar ist laut BAG einzig, dass sich die Pandemie je nach Krankheit unterschiedlich auf die Infektionszahlen auswirkt. Und dass bei den untersuchten Krankheiten in Deutschland jüngst vergleichbare Effekte festgestellt worden sind.