Kunst und nasse Füsse: Ein Spaziergang entlang der Aare mit Kunstschaffenden

Der Sommer zeigte sich am Freitag von seiner freundlichen Seite, ideal für das vom Kunstmuseum Olten organisierte «Künstler*innen-Gespräch #2». Katja Herlach, Kuratorin und stellvertretende Direktorin des Kunstmuseums, führte die Besucherinnen und Besucher zu diversen Kunstobjekten, die seit Mai entlang der Aare installiert sind.

Dort angekommen referierten Kunstschaffende über ihre Werke, während die Zuhörenden Fragen stellen konnten. Ganz wie geplant konnte der Spaziergang jedoch nicht durchgeführt werden, da wegen des Hochwassers gewisse Wegabschnitte entlang des Aareufers nach wie vor gesperrt sind; dafür konnte man seinen Füssen mitten auf dem noch immer leicht überschwemmten Gehweg ein kühles Bad gönnen.

«Just a Perfect Day» der Zürcher Künstlerin Co Gründler.

«Just a Perfect Day» der Zürcher Künstlerin Co Gründler.

Patrick Luethy

«Just a Perfect Day», ein Schriftzug, der prominent zwischen zwei Bäumen in der Badi hängt, war Anlass zum ersten Zwischenhalt. Dabei fiel auf, dass das Werk der Zürcher Künstlerin Co Gründler in Form und Inhalt divergiert: Während die Botschaft des Schriftzuges – einfach ein perfekter Tag – ganz im Moment angesiedelt zu sein scheint, erzählt der von Rost überzogene, eiserne Werkstoff von Vergänglichkeit.

«In die schönsten Momente des Lebens schleicht sich oftmals Traurigkeit ein», so Herlach. Dies, weil man wisse, dass man sie nicht festhalten könne. Nach einem kurzen Halt an der Dünnern ging es weiter zum Amtshausquai.

«Fruchtexpress Zürich–Schlieren» von Mickry3.

«Fruchtexpress Zürich–Schlieren» von Mickry3.

Patrick Luethy

Dort gab es gleich zwei Kunstwerke zu besprechen. Das eine wurde vom Zürcher Künstlerkollektiv ­Mickry 3 hergestellt und posiert bunt wie aus einem Kinderbuch entsprungen am Aareufer. Die Skulptur, die aus Styropor besteht und mit Polyurethan überzogen wurde, trägt den Namen «Fruchtexpress Zürich-Schlieren» und referiert auf eine für die drei Künstlerinnen einschneidende Zeit. «Als 2014 wegen der Gentrifizierung in Zürich die Mieten in die Höhe schossen, mussten wir nach einem neuen Atelier Ausschau halten.» In Schlieren wurden sie fündig, kamen sich als Stadtzürcherinnen aber vor «wie exotische Früchte»; daher auch die Ananas, welche auf dem Fruchtexpress zwischen zwei (stadt-)fuchsähnlichen Tieren posiert.

Die zweite Installation, die ausschliesslich bei Dunkelheit vom Amtshausquai aus entdeckt werden kann, stammt von der Solothurnerin Fraenzi Neuhaus. Sie spielt bewusst mit der Sinneswahrnehmung der Betrachtenden. Mit der Projektion eines Motivs auf einen Brückenpfeiler, der in Muster und Struktur an Seerosen erinnert und von Bildern fliessenden Wassers überlagert wird, verschwimmen Fluss und Brückenpfeiler zu einer Einheit.

Nicholas Micros' «Westermann & Uttley (Flaschenpost)».

Nicholas Micros‘ «Westermann & Uttley (Flaschenpost)».

Patrick Luethy

Während des Hochwassers von vergangener Woche sei die Sorge gross gewesen, dass die technische Ausrüstung Schaden nehmen würde, bemerkte Herlach. Glücklicherweise sei aber alles unbeschadet geblieben. Der Spaziergang endete beim Bahnhof mit einem Beitrag des aus New York stammenden Künstlers Nicholas Micros. Das Werk mit dem Namen «Westermann & Uttley (Flaschenpost)» bezieht sich auf einen Kriegsveteranen, der mit Kunst versuchte, seine Erinnerungen zu verarbeiten. Stahl, Draht, Zement, Scherben und Holz vereinen sich, thronend auf einer Baustellenbaracke oberhalb des Ländiwegs, zu einer riesigen Flaschenpost; darin eine Skulptur zweier Akrobaten. Trotz der harten Materialien, die von Micros in Komposition gebracht wurden, strahlt das Kunstwerk auch Fragilität aus; insbesondere dann, wenn es sich wie vergangenen Freitag vor blauem Himmel präsentiert.