«Romeo and Juliet» im Stadtsaal: «Dein Trank wirkt schnell»

Das berühmteste Liebespaar der Literaturgeschichte gastierte am Dienstag im Stadtsaal. Musik & Theater Zofingen holte «Romeo and Juliet» auf die Bühne. Der Shakespeare-Klassiker wurde von TNT Theatre Britain und der American Drama Group Europe in englischer Originalsprache präsentiert. Die Nachmittagsvorstellung besuchten vor allem Schulklassen. Dabei dürfte William Shakespeare mit seinen Werken schon viele Schülerinnen und Schüler zur Verzweiflung getrieben haben: Mit seinem Wortschatz des 16. Jahrhunderts, den poetischen Metaphern und der Verssprache fordert er heutige Leser schwer heraus.

Dialoge teils verkürzt
Die sechs Darsteller von «Romeo und Juliet» schafften es aber, die bekannte Handlung sehr gut verständlich zu machen: Das Liebespaar Romeo (Jerome Dowling) und Juliet (Aimee Hislop) lebt in Verona. Ihre Beziehung halten sie vor ihren Eltern geheim, denn die beiden Familien sind seit jeher verfeindet. Bei einem Streit tötet Romeo schliesslich Tybalt (Cameron Harle), ein Cousin Juliets, und wird aus Verona verbannt. Juliet soll derweil eine arrangierte Ehe mit Graf Paris eingehen. Um der Hochzeit zu entgehen, nimmt sie einen Trunk, der sie in einen tiefen Schlaf versetzt. Juliets Familie glaubt, sie sei tot und bringt sie zur Beisetzung in die Gruft. Romeo erfährt von ihrem Tod und reist nach Verona zurück. Er weiss nicht, dass Juliet in Wahrheit nur schläft: Ihr Brief, der ihn über den Plan in Kenntnis hätte setzen sollen, kam nicht bei ihm an. Romeo trinkt an ihrem Grab aus Verzweiflung ein Gift und stirbt. Juliet wacht auf, findet ihren toten Romeo vor und ersticht sich aus Kummer mit einem Dolch.

TNT Theatre passte den Text für die Bühne an und verkürzte stellenweise die Dialoge. So wirkte das Stück frischer und moderner, ohne das die Atmosphäre des Originals verloren ging. Die Schauspieler unterhielten das Publikum, indem sie zu Beginn des Stücks mit ihm interagierten. So wies Mercutio (Andrew Nance) auf die Zuschauerinnen in der ersten Reihe und forderte seinen liebeskranken Freund Romeo auf, doch auch mal einen Blick auf andere Schönheiten zu werfen. Bei einer späteren Szene legte er sich bei einer Reihe Zuschauern auf den Schoss, meinte dann aber umgehend: «Dieses Feldbett ist zum Schlafen mir zu kalt.»

Da das Stück in Verona spielt, wollte TNT Theatre den «italienischen Geist» deutlich ins Stück einbringen. Dies geschah mit venezianischen Masken und Skulpturen, die von den Schauspielern auf Sockeln mitten auf der Bühne dargestellt wurden – etwa ein in weisses Tuch gehüllter Amor mit Pfeil und Bogen. Weiter spielten Symbole eine wichtige Rolle, zum Beispiel ein Totenschädel und schwarze Kutten als Zeichen für den Tod.

Bewusst einfache Kulisse
Das Bühnenbild war ansonsten simpel: Zwei bemalte Stellwände, Holzkisten und Tücher bildeten die Hauptelemente der Kulisse. TNT Theatre hatte sich bewusst dafür entschieden, schreibt Regisseur Paul Stebbings in seinen Anmerkungen zum Stück. «Wir arbeiten somit mit ähnlichen Ressourcen wie Shakespeare sie einst hatte.» Der Dramatiker verfasste das Stück vermutlich zwischen 1594 und 1596. Ein Jahr später soll es in London uraufgeführt worden sein. Von seinem Zauber hat «Romeo and Juliet» über 400 Jahre später noch nichts verloren, wie die Schauspieler im Zofinger Stadtsaal bewiesen haben.