Die «Tempo-30-Diskussion» ist noch lange nicht vom Tisch

«Vor Ende dieses Monats fällt der Rothrister Gemeinderat keinen Entscheid zu Tempo 30», sagt Ralph Ehrismann. Der Rothrister Gemeindeammann erklärt, dass die Gemeindeverwaltung und die Verkehrskommission die eingereichte Petition gegen zwei geplante Tempo-30-Zonen bearbeitet. Letzte Woche hat ein überparteiliches Komitee die Bögen mit 840 Unterschriften an Gemeindeammann Ehrismann übergeben (wir berichteten). «Die Prüfung der Petition braucht Zeit. Vor allem wollen wir nichts überstürzen, sondern eine gute Lösung finden», betont Ralph Ehrismann.

In der Gemeinde Rothrist sind Tempo-30-Zonen kein Novum. Drei gibt es bislang. Geschwindigkeit drosseln ist seit acht Jahren im Aareweg-Quartier angesagt. Im Gebiet Hölzli wurde 2007 das Tempo von 40 auf 30 reduziert und seit eineinhalb Jahren gilt runter vom Gaspedal zwischen Dörflischulhaus, Heimatmuseum und Alterszentrum. Nun soll in zwei weiteren Gebieten der Verkehr langsamer rollen. Und zwar am Winterhaldenweg, Mätteliweg, Lindenweg, Schulweg, Roggenweg, Weissensteinweg, Chaletweg und der Breitenstrasse. Tempo drosseln ist auch im Gebiet Fleckenhausen mit der Rubern- und Sägetstrasse vorgesehen.

Eine stattliche Anzahl Anwohner und Einwohner ist mit Unterschriftensammlungen für eine Tempo-30-Zone an den Gemeinderat gelangt. So liess dieser im letzten Jahr für die betreffenden Gebiete je ein verkehrstechnisches Gutachten vom Aarauer Ingenieurbüro Balmer + Partner AG erstellen. Neben einer Gesamtbeurteilung gehörten Geschwindigkeitsmessungen und Verkehrszählungen dazu. Grünes Licht für Tempo 30 in beiden Gebieten gab es auch vom kantonalen Baudepartement, welches die Gutachten eingehend überprüft hat. Als Massnahme sind, wie in Rothrist bereits angewandt, Portale bei allen Ein- und Ausgängen zur Tempo-30-Zone vorgesehen. Zusätzlich soll eine Bodenmarkierung die Aufmerksamkeit erhöhen. Beide Gesuche lagen bis am 5. Februar auf der Gemeindeverwaltung öffentlich auf.

Überparteiliches Komitee
Doch Tempo 30 erhitzt die Gemüter. So auch in Rothrist. FDP, EDU und SVP sammelten mit Komitee-Initiant Hanspeter Hönger 840 Unterschriften. Innerhalb von zwei Wochen kam die Petition zustande. Ziel ist, dass über die Einführung der Temporeduktion die Gemeindeversammlung beschliesst. «Wir wollen keine künstlich erstellten Verkehrshindernisse. Die Strassen sind gut ausgebaut und übersichtlich», begründen die Gegner. Zudem stören sich sie sich «an künstlich erstellten Verkehrshindernissen und an den Kosten für das Projekt, die für sinnvollere Aufgaben eingesetzt werden könnten.»

Die Einführung der Tempo-30-Zonen beträgt gemäss Angaben der Gemeinde Rothrist im Gebiet Fleckenhausen inklusive Honoraren, Bauleitung, Nachkontrolle 24 000 Franken. Im Gebiet Winterhalden-/Breitenstrasse sind es gesamthaft 54 000 Franken. Vorgesehen ist, dass nach einem Jahr eine Nachkontrolle der Massnahmen durch Geschwindigkeitsmessungen erfolgt. Je nach Ergebnis werden zusätzliche Massnahmen notwendig.

«Für die Anordnung von Verkehrsbeschränkungen auf Gemeindestrassen ist nach Strassenverkehrsgesetz ganz klar der Gemeinderat und nicht die Gemeindeversammlung zuständig», betont Gemeindeammann Ralph Ehrismann. Der ehemalige Finanzkommissionspräsident erachtet es als richtig und wichtig, dass «der Gemeinderat über Kompetenzen sowie einen finanziellen Handlungsspielraum verfügt.»