
Komitee «Unser EW behalten»: «Schwarze Zahlen sind garantiert»
Geladene Stimmung in Kölliken. Am 4. März stimmen die Bewohner an der Urne über den Verkauf ihres Elektrizitätswerks (EWK) an die Eniwa ab. Die Gemeindeversammlung vom 24. November hatte den vom Gemeinderat beantragten Verkauf abgelehnt. Dazu könnte auch der vorgängig in Umlauf gebrachte Flyer des Komitees «Unser EW behalten» beigetragen haben, auf dem die Verkaufsgegner ihre Argumente auflisteten. Zwar rückte das Komitee der Verkaufsbefürworter um Peter Rytz und Edi Roth in den letzten Wochen stärker in den Fokus. Sie brachten fürs Referendum mehr als doppelt so viele Unterschriften als nötig zusammen.
Das Gegenkomitee war seit der Gmeind, wo es noch 50 Mitglieder zählte, jedoch keineswegs untätig. Auf ihrer Internetseite und in den sozialen Medien kämpfen die mittlerweile fast 100 Anhänger, koordiniert von Sebastian Wildi und Reto Karrer, aktiv für ein Nein am Abstimmungssonntag. Anfangs nächster Woche wird erneut ein Flyer in alle Briefkästen verschickt, zudem wird am 19. Februar an einem Infoanlass der Fall von Gretzenbach veranschaulicht, dessen Einwohner ihr Elektrizitätswerk ebenfalls verkauft und danach wieder zurückgekauft hatten.
Komitee fürchtet steigende Preise
Sebastian Wildi ist zuversichtlich, dass das EWK in Kölliker Händen bleibt: «Warum ein Haus verkaufen, damit man es danach mieten kann?» Sagt er. 2004 habe die Bevölkerung in einer Referendumsabstimmung den Verkauf bereits einmal abgelehnt, die Gegner hätten damals mit praktisch gleichen Gründen argumentiert, sagt er, der Präsident der SP Kölliken ist, im Komitee aber nicht in dieser Funktion auftritt.
Wildi kennt das Argument des Referendumskomitees, dass die Selbstbestimmung der Kölliker über ihr EWK eine relative ist, da heute schon die Eniwa Geschäftsführerin des Werks ist. Das stimme, sagt er, «aber wir können auf jeden Fall die Marschrichtung vorgeben und auch den Strompreis selber definieren.» Bei einer Übernahme sieht er den Strompreis bald einmal in die Höhe schnellen. Denn die Käuferin müsse den Preis gemäss Vertrag nur solange gleich tief wie jetzt halten, bis sich gesetzliche Rahmenbedingungen ändern. «Diese Änderungen könnten sehr schnell kommen. Nur schon, weil der Schweizer Wasserstrom defizitär ist, werden gesetzliche Rahmenbedingungen in Zukunft geändert.» Dann werde Eniwa die neuen Strompreise diktieren.
Mit den Folgen einer Strommarkt-Liberalisierung argumentieren auch die Verkaufsbefürworter. Allerdings gegenteilig: Sie sehen das EWK von den Konkurrenten verdrängt, weil der Kunde dereinst seinen Stromlieferanten frei wählen könne. «Hier findet eine Verwechslung statt», so Wildi. Egal woher die Kunden in Zukunft ihren Strom beziehen würden, er würde in jedem Fall durch das Kölliker Netz fliessen und diese Dienstleistung sei es, wofür das EWK Kosten erhebe. Das geschehe auch weiterhin, unabhängig davon, welchen Stromanbieter der Bewohner wähle. «Dem EWK sind schwarze Zahlen also garantiert.»
Verteilkampf um Verkaufssumme
Das Argument der Verkaufsbefürworter, dass die EWK Energie AG die zukünftigen technologischen Herausforderungen nicht mehr bewältigen kann, will Wildi nicht gelten lassen. «Natürlich wird es im Strommarkt Veränderungen geben, doch das EWK könne sämtliche Kosten auf den Kunden zu überwälzen.»
Die düstere Zukunft, die die Verkaufsbefürworter im Zusammenhang mit künftigen Herausforderungen aufzeigen, bezeichnet er als «Angstmacherei». Mit der Eniwa oder einem anderen Stromunternehmen als Geschäftsführerin würde sich auch qualifiziertes Personal um das EWK kümmern, das diese Herausforderungen bewältigen könne.
Ein treibender Faktor für den Verkauf sieht Wildi in den 12 Millionen Franken, die Kölliken für das EWK bekäme. «Mir scheint, die Befürworter bekommen grosse Augen wegen dieses Geldes», so Wildi. Dessen Verwendung sei mit «ausserordentliche Projekte, die der Gemeinde dienen», nicht deutlich verankert. Das Komitee fürchtet, dass danach ein Verteilkampf losgeht. «Dieses Geld könnte also bald einmal weg sein. Behalten wir aber das EWK, sichern Dividenden nachhaltige Erträge für das Dorf.
Informationsveranstaltung: mit Hansjörg Merz, Präsident EW Gretzenbach, am Montag, 19. 2. im Gasthaus Bären, Kölliken. Anmeldung: ewkverkaufnein.ch.