Schöftler rücken zusammen – gegen die Entwicklung zum Pendlerdorf

Die Schöftler rücken zusammen. Dies sieht die neue Bau- und Nutzungsordnung (BNO) vor, deren Einwendungsverfahren nun gestartet ist. Geht das Bevölkerungswachstum weiter wie bisher, könnte die Einwohnerzahl in den nächsten zehn Jahren um rund 1000 auf 5550 ansteigen. Doch unverbaute Wohnzonen gibt es praktisch keine mehr. Das neue Raumplanungsgesetz will die Zersiedelung eindämmen und erlaubt kaum noch Ausdehnungen der Dörfer in die Breite. Einzige Möglichkeit: Verdichten.

Um eine sinnvolle Verdichtung hinzubekommen, investierten Gemeindevertreter und Planungsbüro in den letzten vier Jahren zahlreiche Arbeitsstunden und brütete die Bevölkerung im Mitwirkungsverfahren über den BNO-Entwürfen. Das Resultat: In vielen zentrumsnahen Quartieren darf ein Geschoss aufgestockt oder nachverdichtet werden.

Verbaute Aussicht
Höher gebaut werden darf gemäss Entwurf etwa am Heimatweg, südlich des Cinema 8. Dort stehen heute Einfamilienhäuser mit Blick auf ein unbebautes Terrain. Die Aussicht dürfte bald mit dreistöckigen Mehrfamilienhäusern verbaut werden, die die neue Zonenordnung im ganzen Gebiet vorsieht.

Dasselbe Schicksal blüht dem Wohnquartier, das nördlich ans Alterszentrum anschliesst. Wer heute dort in einem Einfamilienhaus wohnt, dürfte keine Freude an mehrstöckigen Wohnsilos haben, die in ein paar Jahren die Aussicht verbauen. «Dies sind potenzielle Einsprecher, mit denen wir deshalb bereits jetzt intensive Gespräche führen», sagt Ammann Rolf Buchser (FDP).

Der Ammann bekommt die Bedenken bezüglich des neuen Zonenplans oft direkt vorgetragen. In seiner wöchentlichen Sprechstunde gibt es fast kein anderes Thema mehr, die Leute stehen derzeit Schlange, um ihm ihre Sorgen zur Zonenänderung vorzutragen.

Aufstocken soll auch das Gewerbe dürfen: Entlang der Ruederstrasse dorfauswärts sollen Wohn- und Gewerbebauten statt zwei Stockwerke neu deren drei haben dürfen. Die einzige Einzonung von Bauland ist am Südrand des Dorfs entlang der Suhre vorgesehen. Wie am nördlichen Dorfrand soll dort dreistöckig gebaut werden dürfen. Als flächenneutraler Ausgleich werden dafür Parzellen am Fuss des Hubels ausgezont.

Als Zentrumsgemeinde trägt Schöftland nicht nur Verantwortung dafür, alle künftigen Bewohner in der Gemeinde unterzubringen. «Wir wollen für die Bevölkerung eine Gesamtentwicklung erreichen und das schliesst Arbeitsplätze, Kultur und Anbindung an den öffentlichen Verkehr ein», so der Ammann. Pfeiler, die bei der Gestaltung einer BNO dringend berücksichtigt werden müssen und die mit ein Grund sind, das Schöftland langsamer wachsen will, als es die Prognose aufzeigt. Buchser empfände es als «ungesund, so schnell weiterzuwachsen wie wir in den letzten 10 Jahren gewachsen sind.»

Das vergleichsweise günstige Bauland im Suhrental führe dazu, dass sich viele Pendler in der Region ansiedelten, doch die Folge seien Pendlerströme und verstopfte Strassen. «Das ist am Ende nicht attraktiv für die Region.»

Das interessanteste Wohn-Neuland des Dorfs, das Mühleareal, wird in der neuen BNO noch nicht behandelt. Im einstigen Industrie- und heutigen Geisterquartier (einzig der Metallbauer Purinox ist noch eingemietet) soll eine gemischte Wohn- und Gewerbesiedlung entstehen. Die Wohnlage zwischen Bahnhof und Suhre ist optimal und will sich die Gemeinde auf keinen Fall durch das Erweiterungsprojekt der Bahn verbauen lassen.

Gemeinde will Areal kaufen
Die neuen Abstell- und Werkstattanlagen der Wynen- und Suhrentalbahn (WSB) sollen deshalb ennet der Suhre auf der Hegmatte entstehen (siehe Box unten). «Die Entwicklungschance, die uns das Mühleareal bietet, gibt es in unserem überbauten Land fast nirgends mehr. Wir können damit das Bevölkerungswachstum der nächsten 40 Jahre auffangen», so Buchser. Zur Umzonung des Areals ist ein separates Planungsverfahren nötig, das in den nächsten Jahren angegangen wird. Die Gemeinde plant dazu, das gesamte Areal zu erwerben.

von Flurina Dünki — az Aargauer Zeitung