
Offizielle Zahlen belegen: Die Chilbi ist tatsächlich ein Publikumsmagnet
Es gab bislang Vermutungen, Schätzungen, Annahmen. Bald war von 300’000 Personen die Rede, dann wieder von mehreren Hunderttausend, dann von etwa 100’000. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in etwa in der Mitte. Denn jetzt ist die Sachlage geklärt.
Jetzt gibt es erstmals eine offizielle Besucherzahl für die Chilbi in Olten, dem grössten regionalen institutionellen Anlass im Jahreslauf. Die Swisstraffic AG, ein international tätiges Planungs- und Beratungsunternehmen in den Bereichen Mobilitäts-, Sicherheits- und Signalisations-Planung, hat sie im Auftrag der Stadt Olten ermittelt.
Gut 165’000 waren dabei
Deren Fazit: Die Chilbi 2017 wurde von 165’600 Gästen frequentiert. Spitzenreiter unter den vier Tagen war übrigens der Chilbi-Samstag, an dem 58’300 Gäste gezählt wurden, dicht gefolgt vom Sonntag mit 57’700 Besuchern.
Dann folgt doch eine deutliche Zäsur: Der Chilbi-Montag, den man recht verbreitet als «Chilbitag der Oltnerinnen und Oltner» bezeichnet, wurde noch von 31’400 Personen genutzt, während am Eröffnungstag, dem Freitagabend, gerade mal 18’200 Personen anwesend waren.
«Wir wollten einfach mal genauer eruieren, wie es sich mit den Besucherzahlen wirklich verhält», sagt Franco Giori, Abteilungsleiter Ordnung und Sicherheit bei der Stadt Olten, auf Anfrage. «Jetzt wissen wirs.» Allerdings liesse sich aus den Zahlen von 2017 keine generelle Besucherzahl ableiten. Deshalb beabsichtigt die Stadt, die Messungen auch im laufenden Jahr anzugehen.
«Es wäre natürlich interessant, die Zählungen in regelmässigen Intervallen durchzuführen», so Giori. Die Rede ist da etwa von Fünfjahresabständen. Beschlossen sei in dieser Beziehung aber noch nichts. Eine gesicherte Reihe von Besucherzahlen könnte etwa dementieren oder bestätigen, was Skeptiker immer wieder mal ins Feld führen; nämlich dass die Chilbi als Anziehungspunkt in den letzten Jahren grundsätzlich an Attraktivität verloren hat.
Die erstmalige Kenntnis von genaueren Besucherzahlen an der Oltner Chilbi hat 3600 Franken gekostet. Für Giori kein Pappenstiel. «Vor allem wenn man bedenkt, dass mit dem Zahlenmaterial vorläufig wenig anzufangen ist», sagt er.
Ausgelöst haben sie immerhin schon eines: In Wetzikon ZH etwa, einer Stadt mit rund 24’000 Einwohnern und der grössten Chilbi in der Deutschschweiz mit langer Tradition, gibt es keine erfassten Besucherzahlen. Man rechnete bislang für die dreitägige Veranstaltung mit einem Aufkommen von rund 50’000 Gästen.
Jetzt aber zeigt man sich von der Oltner Erhebung beeindruckt und geht davon aus, dass es wohl doch mehr als die 50’000 sein dürften, wie auf Anfrage bei der Stadt zu erfahren war.
Stationäre 10 Prozent
Die Swisstraffic AG legte ihrer Arbeit Kameramessungen (Dünnernbrücke bei der Mühlegasse) zugrunde und erfasste Bewegungen mittels BlueScan auf dem Munzingerplatz und der Schützenmatte. BlueScan umfasst den Einsatz von Bluetooth und WiFi und erfasst auf anonyme Art und Weise Signale von Navigationsgeräten und Mobiltelefonen an verschiedenen Stellen einer Stadt.
Die Messmethode sei datenschutzmässig unbedenklich, schreibt die Firma in ihrem Schlussbericht an die Stadt. Als Identifikationsmerkmal dient die MAC-Adresse; das ist die Hardware-Adresse jedes einzelnen Netzwerkadapters, die als eindeutiger Identifikator des Geräts in einem Rechnernetz dient.
BlueScan förderte auch noch zutage, dass etwa 10 Prozent aller Personen an der Chilbi gar nie die Dünnernbrücke passieren, sondern beim Munzingerplatz oder auf der Schützenmatte stationär verweilen. Rund 10 Prozent der Besucher passieren die Brücke dafür mehrmals. Die Messungen wirken zumindest für Laien seriös.
von Urs Huber — Oltner Tagblatt